Liability-Driven Investing (LDI) wurde von institutionellen Anlegern hierzulande bisher kaum nachgefragt. Nun kommen fast dazu zwingende Vorschriften aber doch – per IAS 19, also durch die Hintertür für nach IFRS bilanzierende Firmen. Diese Regeln haben zur Folge, dass besonders Zinsänderungen eine hohe Volatilität in der Verbindlichkeits-Bewertung und somit in der gesamten Bilanz nach sich ziehen.
Diese Regeln haben eine unangenehme Konsequenz: Die Höhe der Verbindlichkeiten wird nun stärker schwanken, ebenso wie ihr Einfluss auf die Gewinn- und Verlustrechnung. Wenn die Verpflichtungen und die Anlagen nicht aufeinander abgestimmt sind, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf den Ausweis des Erfolges und des Eigenkapitals. Die logische Folge müsste sein, dass sich mehr Unternehmen nun um die genauere Abstimmung zwischen Aktiva und Passiva bemühen. Schlägt damit nicht die große Stunde für verbindlichkeitsorientiertes Anlegen (Liability-Driven Investing)?
Die Realität ist eine andere: LDI ist noch bei weitem nicht sehr präsent. Woran liegt dies? Der wichtigste Faktor sind hier sicher die niedrigen Zinsen. Wenn die Zinsen sinken, und die Duration der Verbindlichkeiten länger ist als die der Anlagen, dann steigt auch der Wert der Verbindlichkeiten mehr als der Wert der Anlagen (ceteris paribus). Eine Einführung von LDI hieße also, einen Verlust festzuschreiben und für die Zukunft zu erhalten. So wartet man lieber auf höhere Zinsen, um die Angleichung mit geringeren „Verlusten“ durchzuführen. Daher bewegen sich momentan nur sehr wenige Unternehmen in diese Richtung.
Nun ist der schnelle Anstieg der Zinsen im aktuellen konjunkturellen Rahmen alles andere als sicher. Und es ist durchaus möglich, dass man noch lange mit dieser eigentlich unnötigen Volatilität der Bilanz wird leben müssen, wenn man auf sehr hohe Zinsen wartet, um die Bilanzseiten anzugleichen.
Daher raten wir institutionellen Investoren: Sehen Sie sich LDI heute an und machen Sie sich die Vor- und Nachteile bewusst. Sehen Sie mehr Vorteile dafür, dann setzen Sie sich in mehreren Schritten bestimmte Zinsniveaus, bei denen Sie zur Tat schreiten. So übernehmen Sie wieder die Kontrolle über Ihren Deckungsgrad und Ihre Ausfinanzierung, anstatt Ihr Umfeld nur passiv zu erleiden.
Christina Böck, Head Solution Strategists Central Europe und CIO AXA Investment Managers Switzerland AG