Die Gewinnmargen der Unternehmen aus der Eurozone befinden sich gegenwärtig auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren – zumindest im Vergleich mit den Margen der Konkurrenz aus den USA. Das muss allerdings für Investoren kein schlechtes Zeichen sein, denn ein Anstieg der Margen könnte nach Ansicht der Volkswirte von AXA Investment Managers unmittelbar bevorstehen. Um die Entwicklung der Gewinnmargen zu prognostizieren, haben Maxime Alimi and Mathieu L’Hoir die Dynamik der direkten und indirekten Kosten in der fertigenden Industrie und im Dienstleistungssektor analysiert und die Ergebnisse in einem aktuellen Research-Dokument zusammengefasst. „Ein Faktor, der für die Erholung der Gewinnmargen spricht, ist das begrenzte Aufwärtspotenzial der Lohnkosten in Europa“, heißt es darin. Darüber hinaus entwickele sich auch das Verhältnis zwischen Einstands- und Erzeugerpreisen vorteilhaft für die Gewinnmargen. „Vor allem aber bietet sich den Unternehmen aktuell die Ch ance, den Anteil der Fixkosten zu senken, indem sie freie Kapazitäten zur Ausweitung der Produktion nutzen – dies dürfte den größten Margentreiber darstellen“, so die Volkswirte weiter.
„Steigende Unternehmensgewinne lassen sich auf zwei Komponenten herunterbrechen: Umsatzsteigerungen einerseits und Margenveränderungen andererseits. In diesem Jahr sehen wir jedoch angesichts der moderaten wirtschaftlichen Entwicklung wenig Anhaltspunkte für einen signifikanten Umsatzanstieg in der Eurozone“, schreiben Alimi und L‘Hoir. Die Aussichten auf eine Ausweitung der Gewinnmargen seien dagegen gut. Dafür spräche etwa die gegenwärtige Divergenz zwischen dem Erzeugerpreisindex und dem Verbraucherpreisindex: „Zwar ist die Sorge über die schwache Entwicklung der Verbraucherpreise weit verbreitet, doch die Inflation der Erzeugerpreise liegt sogar noch niedriger. Da dies sich mit zeitlicher Verzögerung auf die Gewinnmargen auswirkt, ist in den kommenden zwölf Monaten ein Anstieg der Margen um 3 bis 4 Prozent denkbar“, so die Volkswirte.
Zudem rechnen Alimi und L’Hoir angesichts des anhaltend schwachen europäischen Arbeitsmarktes nicht mit einem starken Anstieg der Arbeitskosten – sie prognostizieren einen Anstieg um 2 Prozent bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2015. „Da gleichzeitig die Arbeitsproduktivität steigen dürfte, ist erst 2015 mit einem leichten Plus bei den Lohnstückkosten zu rechnen. Dieser Zuwachs wird voraussichtlich unterhalb der Inflationsrate liegen, was eine Ausweitung der Gewinnmargen begünstigt.“
Schließlich könnte die mit einer steigenden Nachfrage einhergehende Fixkostendegression schon bei relativ schwachen Umsatzzuwächsen zu einem deutlichen Anstieg der Margen führen. „Wir erwarten, dass der Anteil der Fixkosten an den Umsätzen der Unternehmen außerhalb der Finanzbranche in den nächsten zwei bis drei Jahren auf 28,5 Prozent sinkt“, erklären Alimi und L’Hoir. Das entspricht – unter Vernachlässigung der Rezessionsjahre - dem Durchschnittwert seit dem Jahr 2005. „Wenn alle anderen Faktoren unverändert bleiben, könnten die Gewinnmargen allein dadurch auf 5,5 Prozent steigen.“ Damit würden die Unternehmen der Eurozone ihre US-Wettbewerber abhängen. Denn für die USA erwarten die beiden Experten in den kommenden zwölf Monaten bestenfalls stabile Gewinnmargen. Die Gewinne der US-Unternehmen dürften somit stärker vom Umsatzwachstum abhängig sein. Die Anlageempfehlung von Alimi und L’Hoir fällt denn auch eindeutig aus: „Gewichten Sie Aktie n aus der Eurozone weiter über.“