Die Kursschwankungen an den Finanzmärkten haben in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. „Zudem korrelieren die Volatilitäten an den Aktien-, Renten- und Devisenmärkten seit der Finanzkrise eng miteinander“, stellen Mathieu L’Hoir und Ombretta Signori vom Team Research und Investmentstrategie von AXA Investment Managers (AXA IM) fest. Im Wesentlichen seien dafür drei Faktoren verantwortlich: die schwache Konjunktur in Kontinentaleuropa, die Risikoaversion und die unkonventionelle Geldpolitik. Angesichts der Fundamentaldaten und insbesondere der Geldpolitik in den USA sind die Kursschwankungen der festverzinslichen Wertpapiere nach Einschätzung der beiden Volkswirte aktuell durchaus angemessen. „Anders sieht es bei Aktien und Devisen aus – hier ist aktuell bereits ein übermäßiges Volatilitätsniveau erreicht“, so L’Hoir und Signori.
Gleichwohl wird sich daran nach ihrer Einschätzung im kommenden Jahr wenig ändern. Im Gegenteil: „Mit der Normalisierung der US-Geldpolitik werden die durchschnittlichen Volatilitäten bis Ende 2015 in allen drei Anlageklassen voraussichtlich noch höher liegen als in diesem Jahr.“ Das Team Research und Investmentstrategie von AXA IM hat ein Modell entwickelt, um die Schwankungen vorauszusagen. Demnach wird die Entwicklung voraussichtlich nicht synchron verlaufen. „Den stärksten Anstieg erwarten wir am Aktienmarkt. Die durchschnittliche Volatilität dürfte nach unseren Berechnungen von aktuell zehn Prozent auf durchschnittlich 17 Prozent im Jahr 2015 steigen“, so L’Hoir und Signori. Moderater werde der Anstieg im festverzinslichen Bereich ausfallen. Nach fünf Prozent im laufenden Jahr rechnen sie hier für 2015 mit sieben Prozent. Am Devisenmarkt sei ein Anstieg von vier Prozent in diesem auf fünf Prozent im kommenden Jahr zu erwarten.
Kurzlaufende Volatilitätsinstrumente auf Aktien zu teuer
Trotz des erwarteten enormen Anstiegs am Aktienmarkt rät Philippe Argou von AXA Derivatives vom Kauf von Futures auf den CBOE Volatility Index (VIX) oder anderer kurzlaufender Volatilitätsinstrumente ab: „Die Differenz zwischen der impliziten und der realisierten Volatilität ist einfach zu hoch.“ Die implizite Volatilität beschreibt das Maß für die erwartete Schwankungsbreite des Basiswerts über die Restlaufzeit. Da die langfristigen impliziten Volatilitäten an den Aktienmärkten aktuell relativ niedrig sind, empfiehlt der Derivate-Spezialist stattdessen langlaufende Volatilitätsinstrumente.
Argou: „Angesichts des zu erwartenden strukturellen Anstiegs der Volatilität ist es attraktiv, sich das vergleichsweise niedrige Niveau durch langlaufende Call- oder Put-Optionen oder Volatilitätsinstrumente sichern.“
Etwas anders stellt sich die Situation am Devisenmarkt dar. „Hier könnten sich kurzlaufende Volatilitätsinstrumente durchaus als vorteilhaft erweisen, da die Transaktionskosten geringer sind“, sagt Argou. „Zudem wird die zunehmende Divergenz der Geldpolitik in Euroland und im angelsächsischen Raum möglicherweise zu temporären Kursausschlägen führen, die sich mit kurzlaufenden Instrumenten besser abfangen lassen.“