Mit dem Startschuss der Branche im Jahr 2007 entwickelte sich der weltweite Markt für Green Bonds mit beachtlichem Tempo. „Auch 2018 wird dieses Segment weiterhin wachsen“, so die Einschätzung von Olivier Vietti, Fondsmanager des AXA WF Planet Bonds. „Angesichts der hohen Nachfrage ist die Preisgestaltung der Schlüssel für Investoren“, rät er.
Die meisten Green Bonds folgen in ihrer Preisgestaltung traditionellen Neuemissionen, so eine Analyse der Climate Bonds Initiative (CBI). Teils sei die Performance dieser Anleihen im europäischen Sekundärmarkt für Unternehmensanleihen sogar höher als bei den traditionellen Anleihen. Die europäische Nachfrage zeige sich dabei besonders dynamisch. „Der Euro ist die wichtigste Währung. Beinahe 55 Prozent aller Green-Bonds-Indizes werden in ihr berechnet“, betont Vietti.
Auch habe sich die Liquidität des Markts über die vergangenen beiden Jahre signifikant verbessert, was den Handel der Anleihen auf dem Sekundärmarkt deutlich erleichtere. Eine französische Benchmark-Green-Bonds-Transaktion bot Investoren zu Beginn des Jahres 2017 besonders viel Liquidität.
2017: robuste Aktivität im europäischen Markt
2017 wurde der Markt für Green Bonds vor allem durch die Ausgabe grüner Finanzinstrumente in Europa geprägt: Mehr als die Hälfte aller Emissionen wurden hier getätigt. Allen voran bot vor allem die französische Regierung Investoren eine neue Anlageklasse erstklassiger Qualität. Der europäische Bankensektor blieb mit Emissionen verschiedenster Banken und Länder ebenfalls nicht untätig in der Herausgabe neuer Wertpapiere. Im Jahr 2016 stellten chinesische Emittenten noch 30 Prozent der weltweiten Neuemissionen. Die Aktivität auf dem chinesischen Primärmarkt sank im vergangenen Jahr jedoch erneut durch den Versuch Pekings, das Finanzsystem zu entschulden. „Nichtdestotrotz glauben wir fest daran, dass diese Entwicklung nur zeitweilig ist. China bleibt nach Frankreich der zweitgrößte Emittent“, sagt Olivier Vietti.
In klimafreundliche Anleihen investieren
Viele Unternehmen stellten sich inzwischen zwar umweltbewusster auf. Das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad jährlich zu begrenzen, stehe und falle jedoch mit den Maßnahmen zur Reduktion des Kohlendioxidausstoßes. „Investoren können diese Entwicklung mit verschiedenen Strategien unterstützen, etwa indem sie kohlenstoffintensive Titel aus ihrem Portfolio streichen“, sagt Olivier Vietti. „Aus unserer Sicht bietet der Markt für Green Bonds eine gute Richtlinie um in eine klimafreundliche Wirtschaft zu investieren. Green Bonds sind ausdrücklich dazu konzipiert, das Kapital für Projekte mit positiven Umwelteinflüssen zu generieren.“
Analyse und Selektivität als Schlüsselkompetenzen
Um aggressive Marketingkampagnen besser einschätzen zu können, müsse der Markt für Green Bonds sich jedoch kontinuierlich einer sorgfältigen Risiko-Prüfung unterziehen, so Vietti. „Wählerisch sein – das ist der Schlüssel um verlässliche Standards in diesem jungen Markt aufzubauen.“ Selektivität und größere Transparenz förderten, dass die relevantesten und einflussreichsten Umweltprojekte die notwendige Finanzierung erhielten. „Investoren sollten sich vor allem vor sogenannten potenziellem „Green Washing“ in Acht nehmen, um zu vermeiden, dass ungeeignete Projekte durch den Anlagesektor finanziert werden“, warnt Vietti.
Der Mangel an allgemeinen Standards für Green Bonds erfordere demnach auch immer eine eigene Anlayse. Investoren sollten hinter die Green Bond Prinzipien schauen und sich der Anleihequalität selbst versichern. „Eine konsequente Überwachung und Nachverfolgung grüner Investments ist nötig um sich zu versichern, dass diese ihren versprochenen Umwelteffekt auch einhalten“, so Vietti weiter.
Das steigende Interesse institutioneller Investoren werde die Weiterentwicklung und das Wachstum der grünen Anleihen weiter antreiben. „Neue Märkte wie China werden im Laufe der Zeit mit neuen Emissionen den Markt beleben. Diese neuen Teilnehmer müssen allerdings garantieren, dass die Effekte, die ihre Green Bonds haben sollen, auch wirklich transparent und messbar sind“, so der Fondsmanager. Nur dann könne der Markt auch weiterhin kontinuierlich wachsen.