AXA IM Stratege Wenzel: "Anleger sollten die Verschiebungen der Zinsstrukturkurve antizipieren"

Die jüngsten Kursturbulenzen an den internationalen Finanzmärkten haben bei vielen Anlegern Ängste ausgelöst. Doch zumindest die fundamentale Lage der globalen Wirtschaft scheint weiterhin gut, erklärt Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden bei AXA Investment Managers: AXA Investment Managers | 08.02.2018 08:11 Uhr
Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden, AXA Investment Managers / ©  AXA IM
Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden, AXA Investment Managers / © AXA IM
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„Das Wachstum ist noch stärker als bisher angenommen. Die weltweit expansive Geldpolitik hat sicherlich einen nennenswerten Teil hierzu beigetragen. Mit knapp unter 4 Prozent wird 2018 wohl zu den starken Jahren gehören.“ Sowohl in den USA als auch in der gemeinsamen Währungszone werde das Wachstum an die drei Prozent-Marke rücken. Allerdings neige sich die geldpolitische Schützenhilfe dem Ende entgegen, so Wenzel weiter. 

„Angesichts negativer Realzinsen kann man davon ausgehen, dass die US-Notenbank den Trend zu höheren Zinsen extrapolieren wird“, erläutert der Experte. „Dank des robusten Wachstums und der Tatsache, dass die Eurokrise zumindest auf absehbare Sicht beigelegt scheint, haben die Marktteilnehmer die Erwartungen seitens der EZB überdacht.“ Eine drastische Kursänderung der Europäischen Notenbank sei nicht zu erwarten. Doch könne der erste Zinsschritt früher kommen als erwartet. Erste Hinweise seien bereits für das Märztreffen der Notenbanker in Frankfurt zu erwarten. Die Notenbank werde ihre sogenannte „Forward Guidance“ anpassen, um damit den ersten Zinsschritt in zwölf Monaten vorzubereiten.

Wenzel warnt jedoch vor einer Fixierung auf den reinen Zeitplan: „Wichtiger als das exakte Timing erscheint die Frage nach den Modalitäten, genauer gesagt, nach Zinserhöhungen oder dem Verkauf von Vermögensbeständen. Dies determiniert die Zinsstrukturkurve.“ Die EZB werde mit hoher Wahrscheinlichkeit der amerikanischen Blaupause folgen und zunächst die Zinsen anheben. „Die theoretischen Wirkmechanismen und praktischen Auswirkungen sind landläufig bekannt. Mitglieder des Direktoriums haben klar durchklingen lassen, dass sich die EZB über die Markttiefe und -liquidität durchaus bewusst ist“, so Wenzel. „Im Klartext: Die EZB wird den Bestand an Vermögenswerten, der sich zum Stichtag Ende September 2018 auf etwa 2.500 Milliarden Euro oder 30 Prozent des ausstehenden Marktvolumens belief, nicht im ersten Arbeitsgang reduzieren – zur Freude des ein oder anderen Finanzministers.“

Für die Anleger hat dies weitreichende Auswirkungen: „Abgesehen von dem generell höheren Zinsniveau sind Investoren gut beraten, die Verschiebungen der Zinsstrukturkurve zu antizipieren“, erläutert Wenzel. „Die Historie belegt aber, dass sich diese Kurve mit einer Vorlaufzeit von etwa von sechs bis zwölf Monaten abzuflachen beginnt. Heute bewege sich die Zinsdifferenz, eine Maßzahl für den Unterschied zwischen den Renditen zehn- und zweijähriger deutscher Bundesanleihen, bei etwa 120 Basispunkten. Auf Sicht von zwölf bis 18 Monaten sei jedoch eine flachere Kurve von deutlich unter 100 Basispunkten vorstellbar. 

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