Trotz allmählich steigender Zinssätze wird ein BIP-Wachstum von zwei bis drei Prozent erwartet. Auch die Unternehmensgewinne scheinen gut in Form zu sein, und dank der jüngsten Steuerreform sogar einen Wachstumsschub zu erhalten. Mit Sorge behalten die Anleger jedoch die Erhöhung der Zinssätze durch die Fed im Blick, unter der viele festverzinsliche Anlageklassen leiden könnten. „Nicht so die Hochzinsanleihen“, glaubt Carl „Pepper“ Whitbeck, Manager der US Short Duration High Yield Bonds-Strategie bei AXA Investment Managers. „Unserer Meinung nach bleibt das Umfeld für Hochzinsanleihen weiter vorteilhaft.“
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass Hochzinswerte bei einer Straffung der Geldpolitik allgemein besser standhielten, da sie aufgrund der kündbaren Natur der meisten im Umlauf befindlichen Anleihen eine Anlageklasse mit vergleichsweise geringer Duration seien. „Darüber hinaus weisen Spreads normalerweise eine inverse Korrelation zu den Zinssätzen auf. Deshalb kommt es in einem Umfeld steigender Zinsen häufig zu einer Verengung der Spreads, die den negativen Kurseffekt der Zinsbewegung abfangen kann“, so Whitbeck. Die Ausfallquote werde seiner Meinung nach weiter unter zwei Prozent verharren, sodass in einem Umfeld steigender Zinsen kuponähnliche Erträge erzielt werden könnten.
Kurze Laufzeiten von Vorteil
Eine kurze Duration eigne sich sehr gut für dieses Umfeld. „Die Strategie weist einen beträchtlichen natürlichen Umschlag auf, da die Emittenten ihre Anleihen im Zuge von Unternehmensmaßnahmen und Fälligkeiten vom Markt nehmen. Das führt zu einem Rückfluss von liquiden Mitteln in das Portfolio, die dann neu investiert werden. Damit kann sich unsere Strategie an das Umfeld steigender Zinsen anpassen“, erläutert Whitbeck.
Im Auge behalten sollten Anleger in jedem Fall den Ölpreis: „Der Energiesektor ist der größte Bereich am Hochzinsmarkt. Wenn der Ölpreis unter die Marke von 50 US-Dollar je Barrel fallen sollte, ist Vorsicht geboten“, so Whitbeck. Die Bilanzen der Energieunternehmen seien jedoch heute robuster als noch vor einigen Jahren. Selbst wenn die Rohölpreise sinken sollten, wäre der Sektor erheblich widerstandsfähiger.
Unterdessen sei der Gesundheitssektor zu einem interessanten Jagdrevier geworden. Dieser bisher defensivere Bereich mit ausgereizten Bewertungen wurde in letzter Zeit zunehmend zum Gegenstand von Debatten über die Gesundheitspolitik – und Marktschwankungen – in den USA, und es ist gut dokumentiert, dass die Präsidentschaft von Donald Trump dies verstärkt hat. „Aufgrund dieser Verzerrungen bieten sich jetzt aber interessantere Anlagechancen“, so Whitbeck weiter.
Auch der Technologiesektor biete Potenzial, wenn man sich nicht auf Top-Down-Beurteilungen, sondern auf fundamentale Beurteilungen stütze. Whitbeck zufolge werden viele Unternehmen aufgrund ihrer Geschäftsmodelle mit geringer Kapitalbindung von Ratingagenturen falsch eingeschätzt. „Viele Technologieunternehmen haben sehr hohe Margen und eine sehr gute Cashflow-Dynamik. Dies ist unserer Meinung nach ein wesentlich wichtigerer und attraktiverer Faktor als Bilanzen mit hohen Vermögenswerten.“
Mit Blick auf das Restjahr fokussiert sich der Experte weiterhin auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit sich verbessernden Bonitätskennzahlen. Derzeit hält er an seiner Positionierung mit einer Übergewichtung in Anlagen mit kurzer Duration fest. Dies sorgt für eine geringe Volatilität der Strategie im Vergleich zum Gesamtmarkt.
Whitbeck meidet Branchen wie Teile des Einzelhandels- und des Telekommunikationssektors, da sie sich auf einem langfristigen Abschwung befinden. Außerdem gewichtet er qualitativ höherwertige, zinssensiblere Anleihen unter, bis sich bessere Ertragschancen bieten. „Sollten die beiden größten potenziellen Marktrisiken in einem Übergreifen der Volatilität an den Aktienmärkten auf Hochzinsanleihen und einem Umfeld steigender Zinsen bestehen, dann ist unsere Short-Duration-Strategie unserer Meinung nach ausreichend abgeschirmt und gut positioniert, um mögliche Stürme zu überstehen“, schließt Whitbeck.