Bekam eine Frau in den 1950er Jahren noch im Durchschnitt fünf Kinder, sind es heute nur noch 2,5. Bis 2050 wird sich diese Zahl vermutlich nochmals auf 1,8 Kinder reduziert haben (UN via BAML). „Diese Entwicklung ist ein Trend, der sich auf alle Lebensbereiche auswirkt“, sagt Dani Saurymper, Leiter Research für Ageing & Lifestyle bei AXA Investment Managers. Allein in den USA wird die Kohorte der über 65-Jährigen im Zeitraum zwischen 2020 und 2030 um 30 Prozent mehr wachsen als die breitere Bevölkerung (US Dept of Commerce). „Dies stellt einen bedeutenden und wachsenden globalen Kaufkraftfaktor dar, der durchaus Chancen für Investoren bietet. Die Herausforderung besteht nun darin, Unternehmen zu finden, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen ihre Kunden auch im Alter binden können.“
Die Kaufkraft der älteren Generation – The Silverdollar spending
Viele Menschen, die in den Ruhestand gehen, haben im Laufe ihres aktiven Arbeitslebens große Vermögen angesammelt. Schätzungen zufolge steigt die Kaufkraft vermögender Best Ager von weltweit 8 Billionen US-Dollar im Jahr 2010 auf 15 Billionen im Jahr 2020 (BAML. The Silver Economy – Global Ageing Primer, May 2016). Doch wohin fließt das Geld? „Ältere Menschen investieren vor allem in Wohlfühlprodukte und -dienstleistungen. Das umfasst ein breites Feld – angefangen von Schönheitsprodukten bis hin zu Reisen und Unterhaltungsangeboten“, sagt Saurymper. In Industrieländern entfallen 26 Prozent der privaten Ausgaben älterer Menschen auf Restaurantbesuche und Erholung (McKinsey Global Institute Urban World: The Global Consumers to Watch, April 2016). Bis 2030 werden 29 Prozent aller Touristen in der EU über 60 sein. Das wachstumsstärkste Segment der Urlaubsbranche stellen dabei Kreuzfahrten dar – hier sind Menschen über 50 besonders stark vertreten (Euromonitor, Stand Mai 2016). Europäischen Frauen über 60 ist zudem ihr Aussehen wichtig: Sie geben doppelt so viel Geld für Schönheitsprodukte aus wie Frauen unter 25 (BAML. The Silver Economy – Global Ageing Primer, May 2016). „Der Weltmarkt für Schönheitsprodukte dürfte bis 2020 entsprechend um 5,1 Prozent jährlich wachsen“, erläutert Saurymper. Auch in die Wohnsituation wird investiert. 87 Prozent der Menschen möchten im Alter nicht mehr umziehen (McKinsey Global Institute. Urban World: The Global Consumers to Watch, April 2016). Daher dürften sie eine wichtige Zielgruppe für Unternehmen sein, die Produkte und Dienstleistungen für Renovierungen und Umbauten bieten, um zum Beispiel barrierefreies Wohnen zu ermöglichen. Und nicht zuletzt erweisen sich Senioren ab 65 Jahren als tierlieb: Sie geben gerne mehr Geld für ihre Haustiere aus. „Der Markt für Premium-Tiernahrung, wie zum Beispiel gesundheitsbewustes Hunde- und Katzenfutter des US-Anbieters Blue Buffalo, ist in den letzten fünf Jahren um 33 Prozent gewachsen und macht mehr als die Hälfte des Gesamtertrages aus“ (Euromonitor, über Bloomberg. ‘General Mills Pays Steep Price To Get Into High-Growth Business’, Februar 2018), berichtet Saurymper.
Bedeutend für den E-Commerce
Entgegen der Annahme vieler wird der Online-Handel nicht allein von den Millennials vorangetrieben. Die ältere Generation kauft annähernd genauso viel über das Internet ein: Im Durchschnitt schließen die so genannten Babyboomer 15 Transaktionen pro Jahr ab, während Millennials (Alter 24-38) mit 15,6 Transaktionen nur leicht darüber liegen. „Bedeutend ist vor allem, dass die Babyboomer (Alter 54-72) dafür mehr Geld ausgeben. Sie dürften mehr Gesundheitsprodukte, Wein sowie Haushaltsprodukte und -geräte kaufen, die in der Regel hochpreisiger sind“(US Centers for Medicare and Medicaid Services), so Saurymper weiter.
Healthcare-Sektor profitiert
Ein längeres Leben verursacht auch höhere Gesundheitskosten. Die Vorbeugung und Behandlung altersbedingter chronischer Krankheiten wird in den nächsten fünf Jahren ein wesentlicher Treiber der Gesundheitsausgaben sein. 10.000 Amerikaner erreichen jeden Tag das Alter von 65 Jahren, wodurch sich die Ausgaben für die persönliche Gesundheitsversorgung verdoppeln. Diese Kosten werden sich mit 80 Jahren wiederum mehr als verdoppelt haben (PGIM). „Natürlich sind die älteren Menschen die größten Treiber der globalen Gesundheitsausgaben. Bis 2020 dürften sie um 5,3 Prozent steigen“, so Saurymper.
Anleger können von diesen Entwicklungen langfristig profitieren – wenn sie in die richtigen Branchen investieren. Dazu zählen Unternehmen, die in Bereichen tätig sind, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Langlebigkeit profitieren – wie verstärkte Konsumausgaben und Wellnessangebote, aber auch die medizinische Behandlung und Seniorenbetreuung.