So sagt der jüngst veröffentlichte KPMG-Bericht „Pulse of Fintech“ sämtlichen Bereichen des Fintech-Sektors eine positive Zukunft voraus. „Es werden immer größere Deals erwartet, da bestehende Fintechs nach zusätzlichem Kapital suchen, um das globale Wachstum voranzutreiben“, so Vinatier. In der jüngeren Vergangenheit gab es bereits genügend Beispiele dafür – auch und gerade in Deutschland. So warb Raisin, ein deutscher Online-Marktplatz für europäische Festgelder, 114 Millionen US-Dollar zur Finanzierung der internationalen Expansion und neuer Produkte von einer Reihe Investoren ein, darunter PayPal und die amerikanischen Private-Equity-Firmen Index Ventures und Thrive Capital. (Financial Times, 6 February 2019) Raisin bietet in über 62 Partnerschaften mit Banken in 31 Ländern Europas Sparkonten mit höherer Verzinsung an. Nach der Markteinführung in Großbritannien und den Niederlanden plant das Unternehmen, 2019 noch mindestens zwei weitere Märkte zu erschließen. Zudem sollen das internationale Team verstärkt und die Angebotspalette erweitert werden. (Raisin, February 2019) Daneben nahm die deutsche Direktbank N26 über eine Investitionsrunde von Insight Venture Partners und Singapurs Staatsfonds GIC 300 Millionen US-Dollar ein, der geschätzte Wert des Unternehmens beträgt damit 2,7 Milliarden US-Dollar. Als volldigitale Bank der nächsten Generation ist N26 derzeit in 24 europäischen Märkten tätig und zählt 2,3 Millionen Kunden. (N26, 10 January 2019)
„Immer mehr Finanzdienstleister beginnen, Fintech in ihr Geschäftsmodell zu integrieren, da sie zunehmend verstehen, dass technische Innovationen ihr Geschäft unweigerlich verändern. Derweil nutzen etablierte Technologieunternehmen die Partnerschaft mit Fintechs, um den Einstieg in die Finanzindustrie zu meistern“, sagt Vinatier.
Wachstumspotenzial sieht der Experte insbesondere im B2B-Bereich – etwa dadurch, dass Fintechs Lücken nutzen, die sich aus dem Rückzug der Banken aus der Kreditvergabe an kleinere und mittlere Unternehmen ergeben. Weitere spannende Bereiche seien Lösungen für die Zahlungsabwicklung oder für die Optimierung von Arbeitsabläufen.
Selektivität nach wie vor entscheidend
Ob ein Finanzdienstleistungsunternehmen auch künftig erfolgreich sei, hinge im Wesentlichen von der Bereitschaft ab, sich den technologischen Fortschritten anzunehmen, um mit den steigenden Erwartungen der Kunden Schritt zu halten. „Um die Gewinner von morgen zu identifizieren und damit die Wachstumschancen des Fintech-Sektors zu erschließen, ist Selektivität gefragt. Wir haben daher drei Langfristthemen für den Fintech-Sektor identifiziert, die hohes Wachstumspotenzial versprechen: die bargeldlose Gesellschaft, innovative Marktführer und Technologie-Ermöglicher“, erläutert Vinatier.
Die Entwicklung hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft sei bereits jetzt zu beobachten, da immer mehr Menschen auf der ganzen Welt zunehmend digital zahlen. Daneben setzt der Experte auf innovative Vorreiter – etablierte Finanzdienstleistungsunternehmen, die bereits Mobil- und Digitaltechnik nutzen, um ihren umfangreichen Kundenstamm zu bedienen. Und nicht zuletzt stellen sogenannte Technologie-Ermöglicher Unternehmen die entscheidende Technologie zur Verfügung, um die digitale Präsenz von Fintech-Unternehmen über verschiedene Kanäle zu unterstützen und zu entwickeln.