Wie aus dem Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank hervorgeh, waren sich die Währungshüter der „Fed“ im Juli nicht einig, wie es mit den Zinsen weitergehen soll. Am Ende beschlossen sie einstimmig eine Erhöhung um 25 Basispunkte auf eine Spanne zwischen 5,25% und 5,50%. Manche Mitglieder des über die Zinspolitik entscheidenden Offenmarktausschusses hatten dafür plädiert, die Sätze vorerst unverändert zu lassen. Sie wollten zunächst die Wirkung der geldpolitischen Straffung beobachten, die „zu einer unerwartet deutlichen Abkühlung der Konjunktur führen“ könnte. Die meisten Teilnehmer sahen indes „erhebliche“ Risiken eines Inflationsanstiegs, der eine „weitere Straffung erforderlich machen“ könnte. Die Möglichkeit weiterer Zinsanhebungen trug zu einem Anstieg der Staatsanleihenrenditen auf Mehrjahreshochs bei.
Nachrichten aus aller Welt
Die chinesische Zentralbank hat die schwächelnde Konjunktur der Volksrepublik erneut gestützt und zum zweiten Mal binnen drei Monaten ihre Leitzinsen verringert. Überraschend setzte die Chinesische Volksbank den Zinssatz ihrer 401 Mrd. Yuan (rund 50 Mrd. Euro) umfassenden 1-jährigen mittelfristigen Kreditfazilität (MLF) für bestimmte Finanzinstitute um 15 Basispunkte auf 2,50% herab und beschloss damit die größte Senkung seit 2020. Unerwartet schwache Konjunkturdaten belegten ein nachlassendes Wachstum Chinas. So stieg die Industrieproduktion (nach +4,4% im Juni) im Juli nur noch um 3,7% im Jahresvergleich. Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten mit 2,5% ihren geringsten Anstieg seit Dezember. Im Vormonat hatten sie noch um 3,1% zugelegt.
Zahl im Fokus: 6,0%
Japans Wirtschaft ist von April bis Juni das dritte Quartal in Folge gewachsen, wie eine vorläufige Schätzung ergab. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt legte mit einer BIP-Rate von 6,0% p.a. überraschend kräftig zu und übertraf den auf 3,7% p.a. revidierten Zuwachs im 1. Quartal deutlich. Ermöglicht wurde dieses starke Wachstum (1,5% zum Vorquartal) durch den dynamischeren Außenhandel, der gegenüber dem Vorquartal um 3,2% zulegte – insbesondere wegen der zahlreicheren Automobilexporte. Zugleich stützte der Tourismus in das „Land des Lächelns“ den Dienstleistungssektor.
Im Euroraum bestätigte sich der Rückgang der Jahresinflation von 5,5% im Juni auf 5,3% im Juli.
Wissenswert
Debt-for-Nature-Swap (Tausch von Schuldenerlass gegen Naturschutz): Eine Vereinbarung, bei der ein Teil der Schulden eines Landes von einer Bank oder einem Investor mit günstigeren Krediten ersetzt wird, um die Rückzahlungskosten zu senken und den Naturschutz zu finanzieren. Das für seine Artenvielfalt bekannte zentralafrikanische Land Gabun hat 500 Mio. US-Dollar an Auslandsverbindlichkeiten umgeschuldet und sich damit Spielraum in Höhe von 163 Mio. US-Dollar verschafft, um die Ausweitung seiner geschützten Küstengebiete zu finanzieren und gegen illegale Überfischung vorzugehen. Es handelt sich um das erste Abkommen seiner Art auf dem afrikanischen Festland. Zuvor hatte bereits Ecuador im Mai 1,6 Mrd. US-Dollar Schulden zurückgekauft und sich verpflichtet, jährlich 18 Mio. US-Dollar für den Schutz der Galapagos-Inseln bereitzustellen. Kritiker monieren jedoch, dass es umfassenderer Lösungen bedarf, um den Naturschutz zu finanzieren.
Das bringt die Woche
Diese Woche finden zwei sowohl politisch als auch wirtschaftlich entscheidende Treffen statt: Das 15. Gipfeltreffen der BRICS, also der führenden Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, von Dienstag bis Donnerstag, bei dem Gespräche über die Aufnahme weiterer Länder in den Staatenclub stehen dürften und das jährliche Wirtschaftssymposium der Fed in Jackson Hole von Donnerstag bis Samstag. Das Zentralbanktreffen könnte Aufschluss darüber liefern, inwieweit die höheren Zinsen die US-Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnten. Am Mittwoch erscheinen die Vorab-Zahlen zu den August-Einkaufsmanagerindizes für Japan, den Euroraum, Großbritannien und die USA. Und am Freitag schließlich gibt Deutschland seine endgültige BIP-Schätzung für das 2.Quartal bekannt.