Ausgewählte Statements:
„Mit der Anhebung der Leitzinsen auf vier Prozent, signalisiert die EZB überraschenderweise, dass der Höchststand des Leitzinses erreicht ist. Die EZB argumentiert mit einer dovishen Anhebung. Wir sind nicht der Meinung, dass das alles wirklich dovish ist.“
„Wir stimmen der Interpretation einer dovishen Anhebung nicht zu. Erstens, da EZB-Präsidentin Christine Lagarde eingehend sowohl die Bedeutung des "aktuellen Zinssatzes" als auch dessen zeitlicher Perspektive erläuterte und ausdrücklich betonte, dass die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen bestehen bleibt, abhängig von den Daten. Zweitens schien die "zügige Erreichung" des Inflationsziels von zwei Prozent eine Schlüsselrolle zu spielen. Das dürfte vermutlich aufgrund der nach oben revidierten Kerninflationsrate, die sich bis ins kommende Jahr erstreckt, als notwendig erachtet worden sein. Entsprechend den neuesten EZB-Prognosen wird die Inflation im letzten Quartal 2025 voraussichtlich wieder unter das angestrebte Ziel fallen. Dieser Zeitpunkt scheint für Präsidentin Lagarde eher ungünstig zu sein. Drittens wurde die restliche Zinsprognose unverändert gelassen. Lagarde betonte außerdem die Bedeutung datenabhängiger Entscheidungen und die zeitliche Kohärenz ihrer Einschätzung, basierend auf aktuellen Daten.“
„Wir erwarten keine weiteren Änderungen der EZB-Leitzinsen vor dem Sommer 2024. Dann werden wahrscheinlich Zinssenkungen ins Auge gefasst. In der Zwischenzeit wird sich der geldpolitische Fokus unseres Erachtens auf die EZB-Bilanz und auf die PEPP-Reinvestitionspolitik verlagern. Wir gehen davon aus, dass die Diskussionen darüber bald beginnen werden, eine Entscheidung aber frühestens auf der Dezember-Sitzung fällt.“
„In Bezug auf die Preise erwarten wir eine Inflationsrate von 5,6 Prozent im Jahr 2023 und 3,2 Prozent im Jahr 2024 (jeweils +0,2 Prozentpunkte) aufgrund höherer Energiepreise. Unsere Prognose für 2024 unterscheidet sich von der der EZB, da wir nur 2,7 Prozent erwarten.“
„Die Finanzmärkte waren zwischen der geldpolitischen Erklärung der EZB und der Pressekonferenz recht volatil. Die geldpolitische Entscheidung löste eine rasche Erholung der Anleihen aus, wobei alle Laufzeiten über drei Jahre etwa fünf bis sieben Basispunkte verloren. Die Aktienmärkte haben die jüngste Entscheidung offenbar als Wendepunkt in der hawkishen Haltung der EZB interpretiert. Der Eurostoxx 600 steigt zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts um 1,4 Prozent. EURUSD schwächt sich ab (-0,5 Prozent) und liegt jetzt bei 1,066.“
Von Hugo Le Damany, Economist und François Cabau, Senior Eurozone Economist, bei AXA Investment Managers