Alle wichtigen westlichen Zentralbanken haben mittlerweile dasselbe Narrativ.
Chinas chronischer Leistungsbilanzüberschuss bremst die Ausweitung der BRICS auf den gesamten globalen Süden.
Federal Reserve, EZB und Bank of England teilen mittlerweile dasselbe Narrativ. Alle drei sagen, dass sie ihren Maximalzins erreicht haben oder sehr bald erreichen werden, halten aber zugleich an einer straffen Rhetorik fest. Ihr größtes Kommunikationsproblem wird sein zu verhindern, dass die Märkte zu früh mit Zinssenkungen rechnen. Deshalb sind sie aus unserer Sicht gezwungen, weiterhin von möglichen Zinserhöhungen sprechen. Zwar meinen auch wir, dass eine oder keine „allerletzte Zinserhöhung“ kein Gamechanger wäre, aber vermutlich wäre es angesichts ihrer politischen Fehlentscheidungen 2008 und 2011 nicht hilfreich für die EZB, wenn sie verkündete, dass die letzte Zinsanhebung die letzte in diesem Zyklus war, während die Zeichen für eine Rezession wahrscheinlich nirgendwo so klar sind wie im Euroraum.
Da sich die geldpolitische Straffung dem Ende nähert, können wir die Zentralbanken jetzt einmal etwas vernachlässigen und uns mit einigen anderen Trends befassen, die die Konjunkturdiskussionen derzeit bestimmen. Diese Woche versuchen wir, einen Zusammenhang herzustellen zwischen den Bemühungen Chinas, seinen Binnenkonsum zu beleben, und dem BRICS-Gipfel im August, der neben der Aufnahme sechs neuer Mitglieder ein weiteres Zeichen zur „Bündnisbildung“ in der Weltwirtschaft setzte.
Was wir sagen wollen ist, dass Chinas Schwierigkeiten, sein exzessives Sparen in den Griff zu bekommen, eine immer größere Hürde sind, das BRICS-Projekt auf den gesamten globalen Süden auszuweiten, ungeachtet der bereits bestehenden politischen Brüche zwischen den Mitgliedern. Wenn China dauerhaft einen Leistungsbilanzüberschuss hat, während der Westen immer mehr dazu neigt, seine Abhängigkeit von Lieferungen aus China zu lockern, werden automatisch auch die bilateralen Handelsüberschüsse Chinas gegenüber anderen Ländern des globalen Südens steigen. Es gibt Ausnahmen. Einige Schwellenländer wie Brasilien haben bilaterale Überschüsse gegenüber China, aber viele sind in der unangenehmen Lage, sowohl von Importen aus China als auch von Exporten in den Westen abhängig zu sein, beispielsweise Vietnam. China recycelt seine Überschüsse zunehmend in Form von Direktinvestitionen im globalen Süden, was auf einigen Widerstand stoßen kann. Die Wirtschaftsmacht USA hat ein chronisches Leistungsbilanzdefizit. Vermutlich ist das kein Zufall.
Von Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research bei AXA Investment Managers