Das jüngst beschlossene Konjunkturpaket in China wurde am Aktienmarkt mit einer zweistelligen Rallye gefeiert. Angesichts der neuen Bewertungen klopfen die Anleger jede der Maßnahmen auf ihre potenziellen Auswirkungen auf das Wachstum ab, während sie gespannt auf Details zu zusätzlichen fiskalischen Anreizen warten. Bisher haben die Maßnahmen vor allem eine angebotsseitige Unterstützung geboten, die darauf abzielt, einige der Abwärtsrisiken zu beseitigen und den Deflationsdruck in China zu mindern. Eine deutliche Reflation und nachhaltige Erholung können jedoch nur gelingen, wenn sowohl zyklische Gegenwinde als auch strukturelle Ungleichgewichte angegangen werden.
Größter Belastungsfaktor für die Wirtschaft bleibt der Wohnungsmarkt. Die jüngsten Maßnahmen verschaffen diesem Markt zwar insofern Luft, als sie die Schuldenlast verringern und Wohnraum erschwinglicher machen. Sie reichen jedoch nicht aus, um dem Problem der Überbestände Herr zu werden und die Herausforderungen zu lösen, vor denen die Baukonzerne stehen. Eine halbherzige direkte fiskalische Unterstützung für die Verbraucher in Kombination mit einem verhaltenen Immobilienmarkt könnte einen langwierigen Kampf gegen die Deflation bedeuten. Die Ungleichgewichte in einigen Sektoren und auf lokaler Ebene erfordern eine geduldige Phase des Schuldenabbaus und der Reformen.
Darüber hinaus dürften geopolitische Spannungen das Wirtschaftswachstum beeinflussen, insbesondere über Einfuhrbeschränkungen für Technologie und Ausfuhrzölle. Zusammengenommen werden diese Herausforderungen wahrscheinlich die Gewinnwachstumsaussichten chinesischer Unternehmen beeinträchtigen.
Antizyklische makroökonomische Maßnahmen müssen fortgesetzt und wirksam umgesetzt werden, um Chinas strukturelle wirtschaftliche Neuausrichtung weg von Investitionen und hin zum Konsum und von der Produktion hin zu Dienstleistungen zu ermöglichen. Letztlich würde dies den Weg für eine stärkere Binnenorientierung der Wirtschaft ebnen und das Gewinnwachstum von innen heraus ankurbeln.
Von Ecaterina Bigos, CIO Asia ex-Japan bei AXA Investment Managers