Die amerikanische Wirtschaft zeigte sich in der letzten Zeit widerstandsfähig. Sie weist eine Verbesserung des Arbeitsmarktes sowie eine annehmbare Wachstumsrate auf. Seit dem Spätsommer deutet eine Reihe der veröffentlichten Daten jedoch auf weltweit schwächere Wirtschaftsaktivitäten hin, insbesondere in Europa. In der zweiten Septemberhälfte wurden sich die Marktteilnehmer dieser schwächeren Daten letztendlich bewusst, was zu einem Ausverkauf von risikobehafteten Vermögenswerten führte.
Mitte Oktober löste die Veröffentlichung der US-amerikanischen Einzelhandelsumsätze des Monats September einen noch stärkeren Markteinbruch aus. Eine wirklich gewaltige Marktreaktion für eine doch so kleine Enttäuschung: Das Ergebnis lag bei -0,3% anstatt, wie vom Markt erwartet, bei -0,1%. Der Grund für die Reaktion ist die Sorge darüber, dass die Konjunkturschwäche in Europa auf die USA übergegangen sein könnte.
Wir halten nach wie vor an unserer optimistischen Einschätzung für die US-Wirtschaft fest. Mit Blick auf die Konjunkturdaten sind die USA ein Lichtblick. Außerdem werden die niedrigeren Arbeitslosenzahlen die Wirtschaft unserer Überzeugung nach auch weiterhin unterstützen, was die Stärke des Verbrauchersektors aufrechterhalten dürfte. Eine zusätzliche Hilfestellung sollten die fallenden Energiepreise leisten. Das BIP der USA stieg im dritten Quartal 2014 auf 3,5% an (annualisiert) und wir gehen davon aus, dass die zukünftigen Wirtschaftsdaten ebenfalls stabil ausfallen werden.
In Europa erwies sich der Plan zur Wachstumsbelebung als nicht kraftvoll genug. Durch die anhaltende Schwächephase vieler führender Kreditinstitutionen fehlt es an Finanzierungen für die Unternehmen. Europäische Exportbetriebe leiden unter einer weltweiten Konjunkturabschwächung, was sich insbesondere in Deutschland bemerkbar macht. Wenn die Auswirkungen in Deutschland stark genug ausfallen, könnte die intellektuelle Debatte über eine quantitative Lockerung positiv entschieden werden, da infolgedessen die politische Unterstützung für eine aggressivere Vorgehensweise der Europäischen Zentralbank steigen dürfte. „Quantitative Easing“ – auch in Form eines schwächeren Euro – könnte also die Rettung sein.
Aufgrund der bereits niedrigen Anleiherenditen könnte eine geldpolitische Lockerung in Europa, verglichen mit den USA, jedoch weniger dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum zu fördern. Außerdem muss sich möglicherweise die Wirtschaftslage in Deutschland erst verschlechtern, bevor die benötigte politische Übereinstimmung erreicht ist. All dies belastet unseren Ausblick, sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch für Unternehmensgewinne in Europa.
In Japan entwickelt sich die Ertragslage der Unternehmen weiterhin gut. Innerhalb der Regierung findet eine Diskussion darüber statt, wann eine weitere – und damit die zweite – Mehrwertsteuererhöhung eingeführt werden sollte. Wir sind davon überzeugt, dass dieses Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden sollte, wenn es nicht zusammen mit Steuerreformen zur Entlastung des Unternehmenssektors umgesetzt wird. Diese Entscheidung wird von ausschlaggebender Bedeutung für die Entwicklung des japanischen Wirtschaftswachstums in den kommenden sechs bis zwölf Monaten sein. Anfang Dezember werden wir eine bessere Sicht auf die Dinge haben. Ein positiver Beschluss in dieser Angelegenheit wird für wesentlich mehr Wachstum und eine höhere Unternehmensrentabilität sorgen.
In den aufstrebenden Ländern zeichnet sich ein gemischtes Bild ab, da sehr viele Länder mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Daten in China sind nach wir vor düster. Die Wirtschaftslage ist eventuell schlechter als befürchtet und tatsächlich deuten eine Reihe von Indikatoren sowie das externe Umfeld darauf hin.
In einer Welt, in der sich das globale Wachstum leicht verlangsamt, lassen sich verschiedene Faktoren erkennen, die die Inflation in den USA auf einem niedrigen Niveau halten, darunter der stärkere US-Dollar und der niedrigere Ölpreis. Unserer Ansicht nach hat die US-Notenbank Federal Reserve keinen Grund zu einer vorschnellen Anhebung der Zinsen. „Länger niedrig“ wird das Motto sein. Diese Einschätzung bestimmt unsere Haltung zur Vermögensaufteilung.
Wir behalten eine neutrale Ausrichtung bei Aktien bei, da unsere Indikatoren für die Risikoaufschläge von Aktien nicht darauf hindeuten, dass die Bewertungen übermäßig hoch sind. Innerhalb dieser Anlageklasse bevorzugen wir weiterhin die USA und Japan, die Gründe hierfür haben wir bereits angeführt. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das globale Wachstum leicht nachlässt, haben wir unsere Einschätzung für den Telekommunikationssektor angehoben und gleichzeitig den Ausblick für die eher zyklischen Bereiche Industrie und Rohstoffe auf neutral gesenkt.
Darüber hinaus haben wir inflationsgebundene Wertpapiere (US TIPS) aufgestockt, da sich in diesem Bereich unserer Einschätzung nach Chancen identifizieren lassen. In diesem von niedriger Inflation geprägten Umfeld trägt auch ein geringer Inflationsanstieg zur Wertschöpfung bei.
Nach den jüngsten Marktbewegungen hat sich das Bewertungsniveau für amerikanische Hochzinsanleihen verbessert, weshalb wir diese Anlageklasse auf eine positive Einschätzung heraufgestuft haben.
Zinsausblick in den USA: „Noch länger niedrig“
"Unserer Ansicht nach hat die US-Notenbank Federal Reserve keinen Grund zu einer vorschnellen Anhebung der Zinsen. „Länger niedrig“ wird das Motto sein", so Marino Valensise, Head of Asset Allocation bei Barings Asset Management. Barings | 10.11.2014 15:33 Uhr
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