Die Markterwartungen im Hinblick auf das kürzliche Treffen der US-Notenbank Federal Reserve verteilten sich ziemlich gleichmäßig auf die Marktteilnehmer, die keine Zinserhöhung aber eine aggressive Ausdrucksweise erwarteten und jene, die von einem moderaten Anstieg in Verbindung mit einer beschwichtigenden Ausdrucksweise ausgingen.
Tatsächlich wurden Marktteilnehmer letztendlich von der Federal Reserve leicht überrascht, da diese ihre Entscheidung, die Zinssätze auf dem aktuellen Niveau zu belassen, mit einer verhaltenen Wortwahl kombinierte und die mittel- bis langfristigen Erwartungen um 0,25% nach unten korrigierte.
Fokus der Federal Reserve
In ihren Erläuterungen darüber, wie lange man die Zielbandbreite beibehalten würde, erklärte der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC), dass man die Entwicklungen – sowohl die realisierten als auch die erwarteten – gegenüber den Zielen von Vollbeschäftigung und einer Inflation von 2% beurteilen werde.
Man gehe davon aus, den Leitzins dann zu erhöhen, nachdem eine weitere Verbesserung des Arbeitsmarktes festgestellt wurde und man einigermaßen zuversichtlich ist, dass sich die Inflation mittelfristig auf das Ziel von 2% zurück bewegt.
Marktreaktion
Die anfängliche Marktreaktion fiel zwar positiv aus und kurzlaufende US-Staatsanleihen stiegen rasant an, jedoch verschaffte sich die Unsicherheit der Anleger schnell wieder Geltung. Mit Blick auf risikobehaftete Anlagen war zur spüren, dass Marktteilnehmer die Gewissheit der Unsicherheit vorziehen und sich lediglich Klarheit bezüglich des genauen Zeitpunkts der geldpolitischen Richtungsänderung wünschen.
Nachdem deutlich wurde, dass die Zinserhöhung aufgeschoben wurde, fand an den Devisenmärkten eine Rally bei entwickelten Währungen gegenüber dem US-Dollar statt.
Unsere Beurteilung
Unserer Ansicht nach ist eine Zinserhöhung im Oktober unwahrscheinlich und die Federal Reserve wird mit der Zinswende entweder im Dezember oder Anfang 2016 beginnen.
Da der Fokus der Federal Reserve auf den Inflationserwartungen am Markt sowie den relativ attraktiven Breakevens von inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS) liegt, sehen wir in diesem Bereich ein gesteigertes Investitionspotential, um die Einschätzung über zukünftige Zinserhöhungen auszudrücken, da der Offenmarktausschuss einen Anstieg der marktbasierten Inflationserwartungen abwarten wird, bevor weitere Handlungen vorgenommen werden.
Es wird außerdem interessant sein zu sehen, wie sich die Devisen auf Grundlage der Entscheidung der Federal Reserve in den nächsten Wochen entwickeln werden. Unserer Einschätzung nach wird die Bank of England wohl nicht vor den USA die Zinsen erhöhen und dadurch wird eine weitere geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank sowie die Bank of Japan wahrscheinlicher.
Ausblick
In diesem Umfeld ist unseres Erachtens die Diversifikation von entscheidender Bedeutung. Wir werden die Duration eventuell durch die Einbindung von inflationsgeschützten US-Staatsanleihen leicht erhöhen, nichtsdestotrotz dürfte die Duration insgesamt relativ niedrig bleiben. Des Weiteren behalten wir unser Engagement in verschiedenen europäischen Peripherieländern bei.
Wo es uns möglich ist, halten wir geringe Positionen in Schuldtiteln der Schwellenländer. Als besonders positiv schätzen wir Mexiko ein, da die Renditen dort attraktiv sind und steile Renditekurven die Absicherungskosten für die Währungsposition senken.
Wir investieren zwar nicht bei all unseren Strategien in Hochzinsanleihen, behalten unsere Positionen in der Anlageklasse jedoch wo es möglich ist bei, da wir hier aufgrund der jüngsten Spreadausweitung ein gutes langfristiges Potenzial erkennen.
Guy Dunham
Head of Global Aggregate
Baring Asset Management, London