„Die Einschätzungen von Investoren bezüglich des potenziellen Wirtschaftswachstums und der Kursdynamik werden maßgeblich von drei unbeantworteten Fragen bestimmt: Wie lange wird der wirtschaftliche Schock durch das Coronavirus anhalten? Was werden die Maßnahmen der Regierungen bewirken? Welchen Schaden wird die Krise hinterlassen?“, sagt Smart in seinen aktuellen Leitgedanken. Demnach hängen die Antworten von einer Kombination aus Epidemiologie, Wirtschaft und Politik ab.
Schon die erste Frage nach der Dauer der Störung sei am wenigsten vorhersehbar, aber es gäbe eine gewisse Hoffnung in den jüngsten Schlagzeilen aus Asien. Zudem könnte das wärmere Sommerwetter die Ausbreitung verlangsamen oder auch nicht, aber das dritte Quartal sollte zumindest ein besseres Verständnis der Krankheit, verbesserte Testverfahren und mehr Beatmungsgeräte bringen. „Dies dürfte eine langsame Rückkehr zu einer normaleren Aktivität ermöglichen, selbst wenn im Herbst wieder neue Fälle auftreten.“
Zum zweiten stelle sich die Frage, ob die Regierungen in der Zwischenzeit genug getan haben, um den Verlust an wirtschaftlicher Aktivität auf globaler Ebene abzufedern. Dazu führt Smart neben Chinas Finanzspritzen auch den US-Kongress an, der bereits an einem dritten massiven Konjunkturpaket arbeitet. „Die Europäische Zentralbank hat 750 Milliarden Euro in Form von Anleihekäufen versprochen, und die Europäische Union hat die Haushaltsregeln ausgesetzt, um den Regierungen die Möglichkeit zu geben, darauf zu reagieren. Selbst Deutschland scheint sich mit den Defizitausgaben zur Unterstützung des Wachstums abzufinden.“
Das seien Billionen von Dollar, die helfen werden, dass sich das Leben wieder normalisiert, sobald das Virus im Laufe dieses Jahres wirklich unter Kontrolle ist. Die zentrale Frage laute daher: Wird das globale Wachstum für ein oder zwei Quartale negativ werden? Daneben gebe es viele offene Fragen, die beantwortet werden müssen. Christopher Smart ist aber auch zuversichtlich, dass sich die Märkte zu stabilisieren beginnen, sobald sich die Investoren auf die richtigen Fragestellungen einigen.
Christopher Smart war Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace und am Mossavar-Rahmani Center for Business and Government der Harvard Kennedy School; von 2013 bis 2015 war er als Sonderassistent des Präsidenten beim Nationalen Wirtschaftsrat und beim Nationalen Sicherheitsrat tätig, wo er als Hauptberater für Handel, Investitionen und eine breite Palette von globalen Wirtschaftsfragen fungierte. Christopher Smart war zudem vier Jahre als stellvertretender Assistent des Finanzministeriums tätig. In dieser Funktion leitete er die Reaktion auf die europäische Finanzkrise und konzipierte das Engagement der USA in der Finanzpolitik in Europa, Russland und Zentralasien.