Barings-Chefstratege zur Situation in den USA: "Schon kleine Funken können unerwartete Brände auslösen"

Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute, befasst sich in seinen aktuellen Leitgedanken mit den jüngsten Entwicklungen in den USA und sorgt sich, wann und wie die Aktiennotierungen darauf reagieren könnten: Barings | 09.06.2020 08:31 Uhr
Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute / © Barings
Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute / © Barings
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„Für viele von uns gilt die Einsicht, dass freie Märkte den Wohlstand vorantreiben, Chancen schaffen und die Welt generell zu einem besseren Ort machen. In der Tat sieht die Bilanz von Kapitalismus und Demokratie im Vergleich zu den Alternativen, die die Geschichte getestet hat, immer noch ziemlich gut aus. Doch nun sind tiefgreifende soziale Übel aufgetaucht, mit denen die Finanzmärkte nur schwer umgehen können. Hier eine Aufzählung der gravierendsten Vorfälle:

  • Die Zentralbanken der Welt stellen weiterhin Unmengen an Liquidität zur Verfügung, während die Arbeitsplatzverluste in die Höhe schnellen.
  • Die jüngsten COVID-19-Kurven verlaufen in den meisten entwickelten Märkten in die richtige Richtung, was Premierminister, Gouverneure und Bürgermeister ermutigt, nach und nach die Einschränkungen zu lockern und die Rückkehr an die Arbeit zu fördern. Leider nimmt die Zahl der Todesfälle weiter zu, aber bisher deutet nichts darauf hin, dass ein neuer Lockdown eingeleitet wird.
  • Was die Proteste in den Städten betrifft, so beschränken sich die tatsächlichen Schäden nach wie vor auf Geschäfte und Denkmäler. Allerdings verblasst die Schadenshöhe im Vergleich zu den Folgen des Shutdowns.
  • Diese Proteste sind schlimmer, als wir sie in letzter Zeit erlebt haben, aber sie sind auch Teil einer langen Reihe von Unruhen, die durch Polizeigewalt ausgelöst wurden.
  • Polizeibrutalität, Rassenungerechtigkeit und wirtschaftliche Ungleichheit sind letztlich miteinander verbundene Probleme. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die zeigen, wie Ungleichheit das Wachstum erheblich bremst, das Angebot an neuen Talenten begrenzt, wettbewerbsfeindliche Interessen verfestigt und die potenzielle Verbrauchernachfrage einschränkt. Letztendlich spiegelt der Aktienmarkt jedoch die Aussichten für ein Wachstum des wirtschaftlichen Wohlstands wider und bleibt daher weitgehend unbeeinflusst von dem, was dort geschieht, wo es weniger Wohlstand gibt.

Diese unbequemen Fakten werfen die Frage auf, ob die Märkte weiterhin von sozialen Unruhen unbeeindruckt bleiben können. Schon kleine Funken können unerwartete Brände auslösen. Aber bisher sieht auf Amerikas Straßen nichts nach Revolution aus. Zyniker könnten darauf verweisen, dass politische Veränderungen nicht dringend notwendig sind, solange die Aktien steigen.

Allerdings zeigt sich unter den Unternehmen ein Schimmer des Wandels, der sozialen Fortschritt enger mit den Finanzmärkten verknüpfen könnte. Angesichts der wachsenden Bemühungen hinsichtlich Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Themen werden auch Unternehmenspolitiken zur Rasseneingliederung sicherlich weiter oben auf der Liste stehen.

Es wird noch eine Weile dauern, bis Aktienbewertungen direkt mit der sozialen Agenda von Unternehmen verbunden sein werden, aber amerikanische Unternehmen könnten tatsächlich mehr Fortschritte erzielen als festgefahrene Politiker. Der politische Stillstand kann wohl nicht ohne Druck der Unternehmen beendet werden. In der Zwischenzeit sollten Investoren auf Anzeichen dafür achten, dass die Märkte beginnen, die tiefgreifende Komplexität der sozialen Tugenden und Übel Amerikas stärker zu reflektieren.“

Über Christopher Smart, PhD CFA, Chief Global Strategist & Head of the Barings Investment Institute
Christopher Smart war Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace und am Mossavar-Rahmani Center for Business and Government der Harvard Kennedy School; von 2013 bis 2015 war er als Sonderassistent des Präsidenten beim Nationalen Wirtschaftsrat und beim Nationalen Sicherheitsrat tätig, wo er als Hauptberater für Handel, Investitionen und eine breite Palette von globalen Wirtschaftsfragen fungierte. Christopher Smart war zudem vier Jahre als stellvertretender Assistent des Finanzministeriums tätig. In dieser Funktion leitete er die Reaktion auf die europäische Finanzkrise und konzipierte das Engagement der USA in der Finanzpolitik in Europa, Russland und Zentralasien.
 

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