Untersucht werden unter anderem Bewertungs-, Qualitäts- und Wachstumskennzahlen sowie Kursdaten. Die KI wirft dazu Wahrscheinlichkeiten aus, ob der Kurs in nächster Zeit sinken könnte oder nicht. Aktuell befindet sich das Modell bei KEPLER im Testbetrieb, wird aber schon unterstützend integriert.
Ulrich Bodenhofer, Professor für Künstliche Intelligenz an der FH Hagenberg, über die Kooperation mit KEPLER Fonds: „In einem ersten Pilotprojekt wurde ein Modell entwickelt, das als Bewertungshilfe fungiert, um innerhalb eines Portfolios zu erkennen, welche Titel sich negativ entwickeln werden. Dazu wurden Zeitreihen vieler Kennzahlen und makroökonomische Daten einbezogen. Es funktioniert erstaunlich gut, wenn man berücksichtigt, wie schwierig Prognosen am Finanzmarkt sind. Ein automatisches Trading-System ist es aber nicht, sondern ein Bewertungsinstrument für einen von Menschen gemanagten Fonds.“
In der Finanzbranche kam bis vor wenigen Monaten vor allem die Zeitreihenanalyse zur Anwendung. Dabei geht es darum, Preis- oder Kursentwicklungen zum Beispiel von Wertpapieren vorherzusagen. Man versucht also mit dieser KI-basierten Chartanalyse, einen Kursverlauf zu antizipieren. In der Praxis wird es noch mal deutlich komplexer, da KI-Modelle zur Vorhersage der Kursentwicklungen auch viele andere Variablen wie z.B. Indizes und makroökonomische Indikatoren berücksichtigen können.
KI-Experte Bodenhofer gibt zu bedenken: „Wenn alle Modelle auf denselben Daten trainiert werden und gleiche Muster in den Daten finden, hat niemand mehr einen Vorteil. Es gilt somit auch beim Einsatz von KI-Methoden der uralte Grundsatz, dass jene erfolgreicher sind, die entweder mehr wissen oder es schneller wissen. Und natürlich haben jene einen Vorteil, die die Modelle besser trainieren. Um hier die Nase vorne zu haben, muss man sehr gute und umfassende Daten haben.“
David Striegl, Leiter Aktienmanagement, zum Einsatz von KI-Modellen im Fondsmanagement: „Rein KI-gesteuerte Fonds lassen sich zwar gut vermarkten, haben bis jetzt am Fondsmarkt aber noch nicht überzeugt. Das liegt daran, dass KI vor allem erfolgreich ist, wenn es langfristige Trends gibt, aber massive Probleme mit Strukturbrüchen hat, wie etwa zuletzt der Ukraine-Krieg, die stark gestiegene Inflation oder Chinas Null-Covid-Politik.“
Die KEPLER-FONDS KAG hat daher das neue KI-System unterstützend, aber nicht allein entscheidungstreffend im Einsatz. Was absolut Sinn macht. Die Datenflut an den Finanzmärkten ist extrem geworden. Sie alle zu überblicken und Muster zu erkennen, ist für Fondsmanager unmöglich. Nicht aber für das eingesetzte KI-Modell, das aktuell rund 155 Millionen Datenpunkte verarbeitet. Der Testbetrieb läuft sehr vielversprechend. Noch im Laufe des Jahres soll KI dann fix im KEPLER-Managementprozess implementiert werden. Die Anlageentscheidungen trifft aber weiter der Fondsmanager und nicht die Maschine.