Deep-Sea Mining: Tiefseebergbau für die grüne Energiewende?

KEPLER FONDS | 04.09.2023 16:00 Uhr
Nadine Bauer, ESG-Expertin bei KEPLER Fonds / © e-fundresearch.com / KEPLER FONDS
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Der Tiefseebergbau ist aufgrund des weltweit zunehmenden Bedarfs an mineralischen Rohstoffen für die grüne Energiewende in den Fokus gerückt. Es geht um den Abbau von Metallen für die Entwicklung neuer Technologien, den Ausbau der E-Mobilität und die Digitalisierung in allen Lebensbereichen. Vor allem für die Automobil- und Elektronikbranche ist die Bedeutung groß. Derzeit werden die benötigten Rohstoffe ausschließlich an Land gewonnen. Durch die steigende Nachfrage nimmt jedoch das Interesse an den Vorkommen in der Tiefsee zu. Dort finden sich die Metalle noch dazu in hoher Konzentration.

Ist Deep-Sea Mining die Zukunft unserer Rohstoffversorgung? 

Rechtliche Rahmenbedingungen für den großflächigen, industriellen Tiefseebergbau gibt es noch nicht. Deep-Sea Mining bewegt sich aktuell im Spannungsfeld der grünen Transformation mit all ihren Chancen für die Wirtschaft und den potenziellen Auswirkungen auf das Ökosystem. Es geht um die Exploration und anschließende Gewinnung mineralischer Rohstoffe vom Tiefseeboden. Dabei werden drei verschiedene Rohstoffgruppen, die im Ozean außerhalb staatlicher Hoheitsgebiete und innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen von Küstenstaaten vorkommen, unterschieden: Manganknollen, Eisen-Mangankrusten und Massivsulfide. Diese marinen Erze weisen im Vergleich zu den Landvorkommnissen eine hohe Konzentration an Metallen wie Nickel, Kupfer, Kobalt, Seltene Erde und Spurenelemente wie Tellur auf. Großes wirtschaftliches Potenzial liegt beispielsweise in Kobalt, das für die Batterien von E-Autos benötigt wird.

Was spricht für den Tiefseeabbau von Rohstoffen?

Die Ressourcen in der Tiefsee, die die derzeitige jährliche Nachfrage für viele Jahre abdecken könnten, belaufen sich laut aktuellem Research auf einen geschätzten Wert von 16 Billionen Dollar. Aus wirtschaftlicher Perspektive könnte durch den Tiefseeabbau die Angebotskonzentration auf den Rohstoffmärkten und die globale Verknappung durchbrochen werden. Ein Großteil der Produktion stammt bei vielen Metallen aus nur einem Land. Diese Marktmacht birgt die Gefahr, auch als politisches Druckmittel eingesetzt zu werden. Marine Rohstoffe hingegen unterliegen dem internationalen Recht. Zusätzlich vereinen die Rohstoffquellen in der Tiefsee oftmals drei oder mehr Metalle in wirtschaftlich vielversprechenden Mengen. An Land werden diese aus getrennten Lagerstätten abgebaut, was die Bergwerkskapazitäten erhöht und neue Bergwerke erfordert. 

Erhebliche ökologische Bedenken 

Aus ökologischer Sicht birgt das Deep-Sea Mining allerdings die Gefahr, das Ökosystem, die Artenvielfalt und Bodenfauna in der Tiefsee zu schädigen. Die negativen Auswirkungen sind bislang lediglich ansatzweise erforscht. Die Tiefsee ist bis dato vom Menschen weitestgehend unberührt. Eine der derzeit entwickelten Abbautechnologien würde mehrere Zentimeter des Meeresbodens mit der darauf bzw. darin lebenden Fauna entfernen. Zu den weiteren Folgen zählen Lärm, Vibration, Licht des Abbaugeräts und die Entwicklung von Trübe-Wolken am Meeresboden. Umweltbelastungen sind somit im Zusammenhang mit dem Tiefseebergbau nicht zu vermeiden. 

Zusammengefasst bleibt der Tiefseebergbau eine Interessensabwägung, solange der Rohstoffbedarf steigen wird. International steht man gegenwärtig vor der Herausforderung, angemessene Regelwerke für die Erkundung und den Abbau von mineralischen Rohstoffen unter ökologischen Gesichtspunkten zu erarbeiten. Ebenso sind technische Abbaukonzepte für die kommerzielle Nutzung noch nicht ausgereift.

Von Nadine Bauer, ESG-Expertin bei KEPLER Fonds

KEPLER ist Nachhaltigkeitspionier seit über 20 Jahren

Die KEPLER-FONDS KAG ist anerkannter grüner Pionier und beschäftigt sich seit dem Jahr 2000 intensiv mit nachhaltigen Veranlagungskonzepten. In einem eigenen ESG-Investment-Office werden laufend interessante Research-Themen wie aktuell Deep-Sea Mining unter die Lupe genommen. Die Erkenntnisse daraus dienen als wichtige Diskussionsgrundlage im Portfoliomanagement zur Weiterentwicklung der nachhaltigen Investmentstrategien.

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