Was macht den Ansatz des Anleiheteils so speziell?
Rentenseitig werden neben klassischen Staatsanleihen auch inflationsgeschützte Anleihen und Spread-Produkte, vor allem Anleihen aus den Emerging Markets und Bankanleihen, gewichtet. Unser Investmentansatz ist betont mittel- bis langfristig ausgerichtet. Kurzfristige Nachteile werden in Kauf genommen. Der Fokus wird auf effizientes Abgreifen von Risikoprämien für Zinsänderungs- und Kreditrisiken gelegt. Zusätzlich werden Prämien aus der Beimischung von kleineren Emissionen mit interessanten Zinsaufschlägen lukriert.
Wie kann man dieses effiziente Abgreifen von Risiko- und Liquiditätsprämien anhand von Beispielen veranschaulichen?
Manche Emittenten aus dem staatlichen Bereich sowie Banken emittieren öfters auch Anleihen mit geringem Emissionsvolumen, die für ihre „Unhandlichkeit“ am Sekundärmarkt höhere Renditen aufweisen. Beispielsweise haben wir Anleihen der Deutschen Bank, die noch immer in italienischen Lire notieren, mit Renditeaufschlägen von etwa 1 % aufgesammelt. Oder eine polnische Bank mit Mehrrenditen von bis zu 1,5 % p.a. über Euro-Anleihen des polnischen Staates, der diese Anleihen explizit garantiert – also ohne zusätzliche Bonitätsrisiken.
Wie sieht die aktuelle Markt Einschätzung aus und welche Positionierung ergibt sich daraus im Rententeil des Fonds?
Die Entscheidung, ob es bezüglich Konjunktur zu einem Hard-, Soft- oder gar No-Landing kommen wird, ist aufgeschoben. Zuletzt sanken die Wahrscheinlichkeiten für eine Rezession aber. Trotz unseres eher antizyklischen Ansatzes sind wir derzeit bei der Duration nur leicht über Marktdurchschnitt. Spread-Produkte sind trotz der erfreulichen Entwicklung der vergangenen Quartale noch haltenswert, aber der Anteil wird derzeit nicht weiter erhöht.
Wird auch beim Aktienteil eine Strategie angewandt, die sich etwas abseits der bekannten Investmentpfade bewegt?
Der Aktienanteil besteht aus etwa 100 Einzeltiteln. Neben den traditionellen Industriestaaten befinden sich auch rund 12 % Emerging Markets in der Aktienaufteilung. Jedes Unternehmen aus dem Anlageuniversum wird bei uns nach eigenen Bewertungs-, Wachstums- und Qualitätsfaktoren bewertet. Im Idealfall hat ein Aktientitel, in den investiert wird, eine attraktive Bewertung, ein gesundes Wachstum und ein profitables Geschäftsmodell. Und was uns gegenüber den klassischen Prognose-Indikatoren unterscheidet: Bei KEPLER berücksichtigt seit einiger Zeit auch KI-Modelle.
Wie sehen diese KI-Modelle aus und inwieweit treffen diese auch Investmententscheidungen?
Wir entwickeln unsere KI-Modelle gemeinsam mit Wissenschaftlern. Seit zwei Jahren besteht eine Kooperation mit der Fachhochschule Hagenberg, die auf diesem Gebiet ein exzellentes Know-how hat. Wir haben gemeinsam ein Modell aufgesetzt, das uns durch die Analyse großer Datenmengen frühzeitig auf potenzielle Probleme von Unternehmen hinweisen soll. Dieses Modell wird in unserem Selektionsprozess unterstützend eingesetzt und liefert seither einen wertvollen Beitrag bei der Titelauswahl in nahezu allen KEPLER-Aktienfonds. Die Entscheidungen trifft aber nach wie vor der Fondsmanager und nicht die KI.