Bei manchen Marktteilnehmern – insbesondere bei Crash-Propheten, die sich in diversen Foren lautstark bemerkbar machen – geht derzeit die Angst um:
Markieren die bevorstehenden Zinssenkungen, insbesondere jene durch die US-Notenbank, einen Wendepunkt für die Aktienmärkte? Lösen sie gar einen Crash aus?
All das kann man kontroversiell diskutieren – und es ist wichtig, dass auch diese Stimmen eine Plattform haben. Denn Meinungsvielfalt macht einen funktionierenden Markt aus. Sonst gäbe es kaum Gründe zu kaufen oder zu verkaufen. Erst unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen führen zu Transaktionen an den Märkten.
Gefährlich ist es allerdings, Ereignisse oder Bewegungen an den Finanzmärkten auf eine einzige Ursache zu reduzieren. Das gilt sowohl für Zinsschritte als auch für Beobachtungen am Arbeitsmarkt – je nachdem, welches Thema gerade in den Schlagzeilen ist.
Die Hypothese der Crash-Propheten lautet: Die Notenbanken müssen die Zinsen dringend senken, um einen Absturz der Wirtschaft zu vermeiden. Zudem hätten die Notenbanken zu lang zugewartet, um die Zinsen zu senken. Als historische Negativbeispiele werden in diesem Zusammenhang die Zinssenkungen 2001 und 2007 ins Treffen geführt. In der Folge sanken damals die Kurse beträchtlich. Die Ursachen dafür dürften damals freilich andere gewesen sein als die Zinsschritte.
Doch ist die aktuelle Situation in den USA tatsächlich vergleichbar mit jener in den Jahren 2001 und 2007?
Die (US-)Wirtschaft zeigt sich 2024 trotz mancher Schwächen nach wie vor robust, viele Indikatoren (insbesondere von der Konsumentenseite) deuten darauf hin, dass es eher nicht zu einem „hard landing“ oder zu einer Rezession kommen wird.
Und das wesentliche Argument für die bevorstehenden Zinssenkungen ist, dass der eigentliche Grund für die hohen Zinsen mittlerweile weggefallen ist. Die Inflation wurde über weite Strecken erfolgreich bekämpft – und das gibt der US-Notenbank die Möglichkeit, die Wirtschaft durch wieder günstigere Finanzierungskonditionen zu unterstützen, damit eine Rezession (noch) unwahrscheinlicher wird.
Keine Notfall-Aktion wie 2020 anlässlich Corona. Auch mit der Corona-Situation im Jahr 2020 hat die aktuelle Situation nicht viel gemeinsam – die Rahmenbedingungen waren damals sehr speziell. Der Eingriff der Notenbanken trug in der Pandemie eher zur Stabilisierung der Märkte bei.
Fazit
Unter Berücksichtigung vieler Aspekte erscheint die aktuelle Vorgangsweise der Notenbanken rational. Natürlich kann man die Reaktion der Märkte nie vorhersagen, ebenso wenig wie den Ausgang von Wahlen. Langfristig sollten Zinssenkungen der Wirtschaft und somit auch dem Aktienmarkt eher guttun.