Wertvolle Metalle vom Meeresgrund
Die International Energy Agency prognostiziert für die grüne Energiewende einen kontinuierlich kritischen Anstieg in der Nachfrage von mineralischen Rohstoffen. Deep Sea Mining könnte hier eine zusätzliche Möglichkeit sein, um diese „grünen“ Metalle zu fördern. Die seltenen Metalle sollen bei der Entwicklung neuer Technologien, dem Ausbau der E-Mobilität und der Digitalisierung in allen Lebensbereichen zum Einsatz gebracht werden. Vor allem für die Automobil- und Elektronikbranche spielen diese Metalle eine wesentliche Rolle. Derzeit werden die benötigten Rohstoffe ausschließlich terrestrisch gewonnen. Die Notwendigkeit dieser Metalle rückt jedoch das Interesse an den Vorkommnissen in der Tiefsee vermehrt in den Fokus, welche dort in kommerziell vielversprechender Konzentration vorkommen.
Konzerne drängen auf Start des Tiefseebergbaus
Der kanadische Konzern „The Metals Company“ möchte bereits 2026 mit dem kommerziellen Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee beginnen und hat hierfür bereits bei der Internationalen Meeresbehörde (International Seabed Authority) einen Antrag gestellt. Insbesondere geht es hier um drei von Geologen unterschiedenen Rohstoffgruppen: Manganknollen, kobaltreiche Eisen-Mangan-Krusten und Massivsuflide. Unter anderem weisen diese marinen Erze viele hoch nachgefragte Metalle, wie zum Beispiel Nickel, Kupfer oder Kobalt, welche ein hohes wirtschaftliches Potenzial in der Herstellung von Batterien für E-Autos haben, auf. Ein rechtliches Regelwerk für den großflächigen, industriellen Tiefseebergbau gibt es noch nicht. Daher ist noch unklar, wie mit Deep Sea Mining Anträgen, welche sich aktuell im Spannungsfeld der grünen Transformation mit all ihren Chancen für die Wirtschaft und den potenziellen Auswirkungen auf das Ökosystem bewegen, umgegangen werden soll. Daraus folgend, setzen sich derzeit 27 Staaten (u.a. Australien, Frankreich, Vereintes Königreich oder Österreich) für ein Verbot/Moratorium des Tiefseebergbaues ein.
Ist Deep Sea Mining die Zukunft unserer Rohstoffversorgung?
Der technische Fortschritt und die dadurch zunehmende Machbarkeit des Tiefseebergbaus führt dazu, dass der Streit über die Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit der Förderung von Erzen aus dem Meer zwischen Befürwortern und den Gegner neu entflammte. Unterstützer verweisen bei ihrer Argumentation darauf, dass angesichts der großen Umstellung von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien der Rohstoffbedarf immens steige und um die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand zu gewährleisten, neue Bergwerke eröffnet werden müssten. Aufgrund dessen begründen Befürworter des Tiefseebergbaus die Vorhaben damit, dass die terrestrische Umwelt durch die neue Methode geschützt wäre. Mitunter nennen diese Punkte wie den Erhalt der örtlichen Wälder, Grundwasserspiegel oder Gemeinschaften. Jedoch werden hier die Auswirkungen auf die Meeresumwelt außen weggelassen.
Ökologische Folgen und ESG-Risiken
Die Tiefsee bleibt bis zum heutigen Tag ein noch sehr unerforschtes Gebiet. Neue Spezies und deren Interaktionen mit dem Ökosystem werden täglich neu entdeckt. Aufgrund dessen ist es umso schwieriger zu beurteilen, welche Auswirkungen der Tiefseebergbau auf die marine Umwelt mit sich bringt. Aus heutiger Sicht sind mehr als 75 Prozent des Meeresgrundes nicht kartiert und unbeobachtet und weniger als 1 Prozent der Tiefsee erforscht. Mit der derzeitig entwickelten Abbautechnologie würden bis 8.000 – 9.000 km2 Meeresgrund aufgewühlt und dadurch zerstört werden. Zusätzlich würden auch noch bis zu 500 m³ Abwasser produziert werden. Diese Fahne an Ausstößen würde kilometerweit verbreitet werden und würde das Ökosystem darunter begraben. Zu den weiteren Folgen zählen Lärm, Vibration und Licht des Abbaugeräts. Diese Umweltbelastungen würden besonders für anfällige und indigene Küstengemeinden die Höchststrafe sein, weil für diese Gemeinden die hiesige Fischpopulation Lebensgrundlage ist.
Zusammengefasst bleibt der Tiefseebergbau eine Alternative zum terrestrischen Bergbau, jedoch birgt dieser signifikante soziale und Umwelt-Risiken mit sich, wessen Langzeit-Konsequenzen noch nicht wirklich ersichtlich sind. Unter anderem mit der Möglichkeit der Mitbestimmung durch Stimmrechtsausübung sind auch Investoren in der Lage, die Zukunft des Themas Deap Sea Mining zu beeinflussen. Auch wir bei KEPLER beschäftigen uns aktiv mit diesem Thema bei der Stimmrechtsausübung, im Engagement- und im ESG-Investment-Prozess. Wichtig hierbei ist für uns dabei auch der Blick auf ESG-Ratings der Bergbaugesellschaften, zum Beispiel wie diese das Ökosystem am Meeresgrund beeinflussen.
KEPLER ist Nachhaltigkeitspionier seit über 20 Jahren
Die KEPLER-FONDS KAG ist anerkannter grüner Pionier und beschäftigt sich seit dem Jahr 2000 intensiv mit nachhaltigen Veranlagungskonzepten. In einem eigenen ESG-Investment-Office werden laufend interessante Research-Themen wie aktuell Deep-sea Mining unter die Lupe genommen. Die Erkenntnisse daraus dienen als wichtige Diskussionsgrundlage im Portfoliomanagement zur Weiterentwicklung der nachhaltigen Investmentstrategien.
Von Phillip Ploier-Niederschick, ESG-Experte bei KEPLER