Was ist nur mit den Aktien los? In den Zeitungen wird von neuen „All-Time-Highs“ der europäischen und amerikanischen Börsen berichtet, doch globale Aktienportfolios treten auf der Stelle – seit Jahresbeginn bis Ende Juli zeigt sich nur ein kleines Plus. Grund für das magere Ergebnis ist die unterschiedliche Währungsentwicklung. In den Medien wird meist von den Wertentwicklungen der Börsen in der jeweiligen Lokalwährung berichtet. Tatsächlich wird jedoch in den meisten globalen Aktienportfolios das Währungsrisiko offen gelassen – somit werden alle Aktien in Fremdwährung einfach in Euro umgerechnet. Heuer erfolgte eine deutliche Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar um über 10%. Wenn man bedenkt, dass über 60% der weltweit größten Aktien an den US-Börsen in US-Dollar notieren, ist die Minderperformance bereits erklärt.
Was kann man gegen das Währungsrisiko unternehmen?
Variante 1: Hinnehmen
Man lässt die Währungsentwicklung laufen – zu jedem Zeitpunkt werden die jeweiligen Aktienkurse in Euro umgerechnet und aggregiert. Dies ist ein sehr simpler Ansatz, bei dem kein Zusatzaufwand anfällt und nicht versucht wird, eine zukünftige Währungsentwicklung zu prognostizieren. Trotzdem können für Euro-Investoren durchaus Vorteile entstehen, wenn man die globale Aktienzusammensetzung näher betrachtet. Durch den hohen US-Anteil lohnt es sich, die Währungsentwicklung zwischen USD und EUR in der Vergangenheit näher unter die Lupe zu nehmen. Seit Einführung des Euro 1999 lag der Höchstwert bei 1,60 (im Jahr 2008), der Tiefstwert bei 0,83 (im Jahr 2000). Seit gut 10 Jahren pendelt der EUR-USD-Wechselkurs zwischen 1,25 und 1,00. Somit ist der aktuelle Kurs von ca. 1,15 USD/EUR kein Ausreißer, sondern durch den Versuch der US-Regierung, dem Handelsbilanzdefizit mit höheren Zöllen entgegenzuwirken, durchaus nachvollziehbar. Die Währungsentwicklung hängt von vielen Parametern ab, unter anderem von der Wirtschaftsentwicklung, der Handelsbilanz, der Inflations- und der Zinsentwicklung. In globalen Stressphasen hat sich gezeigt, dass viele Anleger große Umschichtungen vornehmen – ein wichtiger Fluchthafen sind US-Staatsanleihen. Dies war z.B. während der Finanzkrise 2008/09, der Euro-Staatsschuldenkrise 2011/12 oder während der Inflationsbekämpfung 2022 zu beobachten. Die globalen Aktienmärkte verloren deutlich an Wert, ein stärkerer US-Dollar konnte die Abwärtsbewegung aus Euro-Investor-Sicht jedoch eindämmen. Somit blieb in solchen Phasen insgesamt eine geringere Wertschwankung und ein geringerer Verlust übrig.
Variante 2: Währung absichern
Hier wird das Währungsrisiko eliminiert, dafür fallen jedoch Absicherungskosten an. Dabei gilt es zu beachten, dass es mit den angegebenen laufenden Kosten des Produkts (egal ob aktiv oder passiv gemanagt) nicht getan ist. Ein kurzer Exkurs in die Funktionsweise einer Währungsabsicherung im Portfolio: Um das Währungsrisiko zu eliminieren, werden mit einer Bank Währungs-Swaps (FX-Swaps) bzw. Devisentermingeschäfte (DTGs) abgeschlossen. Dabei werden Devisen (z.B. USD) gekauft und zu einem zukünftigen Datum (auf Termin) mit einem fixierten Wechselkurs wieder verkauft. Durch die Fixierung des Wechselkurses ist die Unsicherheit einer Währungsabwertung weg, eine potenzielle Währungsaufwertung (Kursgewinne) jedoch auch. Ein Problem stellen hierbei die impliziten Absicherungskosten dar, die abhängig von der Zinsdifferenz der beiden Währungen (EUR und USD) sind. Aktuell sind die kurzfristigen Zinsen in den USA deutlich höher als in der Eurozone, demnach kostet es mehr, den erforderlichen USD-Kredit (für das Termingeschäft) abzuschließen, als man für den sofortigen Verkauf der USD erhält. Aus Sicht eines US-Investors wäre es genau umgekehrt. Aktuell würde er von einer Währungsabsicherung sogar profitieren.
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