"Angesichts schwacher Weltwirtschaftsdaten wirken, auf den ersten Blick, die täglich neuen Hochs auf den Börsen der entwickelten Länder verblüffend. Trotz einer Kontraktion im europäischen Raum, stockender Erholung des US-Marktes und eines schwächelnden Yens trauen sich Anleger zunehmend in Aktien. Und das weltweit.
Schaut man jedoch genauer hin, muss man feststellen, dass Aktien im Moment die beste Alternative bieten. Denn historisch betrachtet, und relativ gemessen an anderen Anlageformen, sind Aktien immer noch "preiswert" zu sehen bzw. das Zinsniveau von Anleihen ist auf dem Tiefststand. Egal ob Staats- oder Unternehmensanleihe - mit der durchschnittlichen Dividende von Aktien können sie fast nicht mehr mithalten. Darüber hinaus ist der Kurs der Aktie nicht gedeckelt."
Justin Sheperd, Chief Investment Officer, Aurora Investment Management
"Wir erwarten kurzfristig eine weiterhin positive Entwicklung an den Aktienmärkten. Zu diesem Schluss kommen wir aufgrund der nach wie vor angemessenen Bewertungen, eines anhaltend langsamen, aber stabilen Wachstums in den USA, Stabilität in China und keiner größeren Krisen in Europa.
Das makroökonomische Umfeld sowie die Marktbedingungen signalisieren eine weiterhin positive Entwicklung. Allerdings haben uns die vergangenen Jahre gezeigt, dass sich ein solcher Trend sehr kurzfristig wieder umkehren kann. Korrelationen zwischen den Aktien normalisieren sich weiterhin. Hinzu kommt ein erneutes Interesse der Investoren an unternehmensspezifischen Analysen; dies alles ergibt insgesamt ein positives Umfeld für Aktien. Gleichzeitig rechnen wir jedoch auch mit Volatilität an den Märkten, da die Regierungen weiter ihre Schulden abbauen müssen.
Die US-Wirtschaft wird von der anhaltenden Erholung der zyklischen Branchen wie etwa dem Immobilienmarkt und der Automobilindustrie getrieben. Positive Auswirkungen auf die Lieferketten sind erheblich – nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive, sondern auch aus Konsumentensicht. Die US-Staatsanleihen sind aufgrund ihrer geringen Rendite für Investoren derzeit wenig aufregend, wenn nicht sogar gefährlich. Deshalb setzt eine Rotation ein: Investoren kehren Anleihen zunehmend den Rücken und investieren stattdessen verstärkt in Aktien.
Selbstverständlich wären eine gesunde globale Wirtschaft und eine niedrige Inflation auch weiterhin für die globalen Aktienmärkte positiv. Die Börse wird derzeit jedoch vor allem von der Fed und einer extrem hohen Liquidität gestützt. Außerdem pumpen die anderen Zentralbanken große Mengen an Liquidität in die Märkte, welche die Wahrscheinlichkeit eines kurzfristigen Tail-Risks reduzieren. Im übrigen sind infolge einer auch weiterhin positiven Ertragssituation der Unternehmen die jeweiligen Cash-Bestände hoch. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmenslenker zunehmend Cash für Akquisitionen einsetzen. Leider sehen wir auch weiterhin gewisse Risiken in der globalen Wirtschaft falls die folgenden Szenarien eintreten sollten:
- Falls die überbordende Geldpolitik zu Inflation und steigenden Zinssätzen führt, werden Risiko-Assets vermutlich unter Druck geraten.
- Europa wird vermutlich weitere Problemfälle haben, wie kürzlich den Fall Zypern. Die Reaktionen aus Politik, von Investoren sowie der Öffentlichkeit werden schließlich bestimmen, welche Auswirkungen dies auf die globalen Aktienmärkte haben wird. Die absehbare Zukunft schätzen wir für Europa schwierig ein, nicht zuletzt wegen des schmerzhaften Entschuldungsprozesses.
- Geopolitische Risiken im mittleren Osten sowie in Nordkorea könnten die Märkte beunruhigen, besonders wenn sie außer Kontrolle geraten.
- Sollte Chinas Wirtschaftswachstum sich weiterhin verlangsamen, werden davon jene Volkswirtschaften betroffen sein, die von dieser Wachstumsquelle abhängen.
Sollte eine Marktkorrektur in diesem Umfeld eintreten, erwarten wir einen externen Katalysator, der derzeit allerdings noch nicht erkennbar ist."
"Vergleicht man die Stimmung vom letzten Herbst 2012 mit heute, so hat sich die allgemeine Marktlage verbessert und dies liegt aus meiner Sicht an einer veränderten, optimistischeren Wahrnehmung des Risikoniveaus durch die Investoren: Zum einen bezüglich des chinesischen Wirtschaftswachstums und zum anderen hinsichtlich der Stabilität der Eurozone. Die Marktteilnehmer sorgten sich zunächst wegen beunruhigender Daten zum weiteren Wachstum in China. Auch verunsicherte viele Anleger die Frage, inwieweit ein schwächeres China sich negativ auf die Weltwirtschaft auswirken würde. Doch kam es letztlich anders als von vielen zunächst befürchtet: Die chinesische Regierung brachte einen effizienten Plan zur Infrastrukturentwicklung auf den Weg. Außerdem brachte die gelockerte Geldpolitik, sowie ein Liquiditätsschub durch die Zentralbank eine gewisse Erleichterung. Diese Maßnahmen haben insgesamt dazu beigetragen, die zuvor überwiegende Unsicherheit bezüglich China, Asien und der gesamten Weltwirtschaft deutlich zu verringern.
Auch die zuvor bestehende Unsicherheit über die weitere Zukunftsfähigkeit des Euro belastete die Märkte. Viele Investoren befürchteten negative Folgen für die Euroländer und den Rest der Weltkonjunktur. Mario Draghi ist es jedoch am 26. Juli 2012 gelungen, mit seinen öffentlichen Statements und wichtigen institutionellen Änderungen, die großen Sorgen hinsichtlich der weiteren Entwicklung in Europa einzudämmen. Investoren fassten allmählich wieder mehr Vertrauen in den Euro und beurteilten folglich die Lage wieder als stabiler. Dies führte dazu, dass zunächst die Sorgen um die Staatsschulden-Krise in der Eurozone allmählich nachgelassen haben.
Doch schauen wir auf die USA: Hier ist aus unserer Sicht eine positive Entwicklung zu erkennen: Wir sehen ein kontinuierliches und nicht allzu starkes, aber robustes Wachstum der Wirtschaft. Investoren werden wieder zunehmend am Markt aktiv und nach einer langen unsicheren Phase erwarten wir deshalb eine größere Stabilität. Sollte dieser positive Trend sowie ein normaler Konjunktur-Zyklus anhalten, gehen wir von weiterhin positiven Auswirkungen für den Aktienmarkt aus. Sollten jedoch die Investoren ein höheres Risikoniveau ausmachen, werden die Märkte wieder eine Pause einlegen.
Um auf Europa zurückzukommen, so gibt es nach wie vor Risiken, doch bleibt aus unserer Sicht Zypern ein Spezialfall für die Eurozone. Es gibt eine Bereitschaft, dass künftig neue Institutionen nicht für das Ungleichgewicht der Vergangenheit herhalten müssen.
Das bedeutet, dass Ungleichgewichte aus der Vergangenheit lokal und nicht auf Euro-Ebene geklärt werden sollten. Solange dieser Ansatz jedoch keinen gemeinsamen Konsens findet, gibt es weiterhin die zuvor beschriebenen Risiken. Wir halten Europa in punkto Wachstum nach wie vor für sehr schwach.
Die Binnennachfrage in der Eurozone so liegt diese immer noch weit unter dem Niveau von 2008 und es gibt keinen externen Katalysator, um diese überall anzukurbeln. Eine Lösung für dieses Problem haben wir alle bisher noch nicht gefunden. Eine reine Sparpolitik empfehlen wir nicht, da diese eine Rezession auslösen würde. Die Europäische Kommission ist bestrebt, das Budgetdefizit schnell zu verringern. Sollte sich die finanzielle Lage im Euroraum in diesem Jahr nicht spürbar verbessern, befürchten wir in den betroffenen Ländern soziale Unruhen. Das internationale Wirtschaftswachstum ist dabei natürlich eine enorme Hilfe, die aber nachhaltig sein müsste: Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass sich das globale Wachstum schnell genug bessern wird.
Das Wachstum in den USA sollte 2013 stabil bei drei bis vier Prozent liegen und schließlich mit einer Wachstumsrate von mehr als zehn Prozent in China zusammenlaufen. In Europa werden strukturelle Reformen für einzelne Länder notwendig sein, um ein autonomes Wachstum zu gewährleisten; Wachsen und Arbeitsplätze schaffen, ohne zu starke externe Beeinflussung. Ein ehrgeiziges Ziel für ganz Europa. Hier kommt es jetzt auf die Talente der Fondsmanager an, aus der Situation die Rosinen heraus zu picken und interessante Anlagechancen zu finden."
"Unser Ausblick für die kommenden Monate in 2013 ist weniger optimistisch als unsere mittel- und langfristige Sicht. Allerdings können wir feststellen, dass der Druck auf die Unternehmensmargen aufgrund folgender Faktoren nachlässt: Verbesserung der Wohnsituation, verstärkte Aktivitäten im Baugewerbe sowie die sich positiv auf den Markt auswirkenden Investitionen. Die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten animieren Unternehmen, sich in aktionärsfreundlichen Aktivitäten zu zeigen. US-Aktien sind derzeit attraktiver als Anleihen oder globale Anlagen.
Ein moderates Wachstum weltweit wird dazu führen, dass sich die Erträge in den USA kurzfristig konsolidieren, was die Möglichkeit einer weiteren Marktverbesserung natürlich nicht ausschliesst.Über die nächsten Monate erwartet unser Team eine faire Marktbewertung mit ausgewogenen Auf- und Abwärtsbewegungen. Ein Marktvorteil von zehn Prozent wird eine Beschleunigung des Ertragswachstums erfordern.
Eine auf einem großen Kompromiss basierende Vereinbarung in den USA, die per Steuerreform niedrigere Unternehmenssteuer vorsähe, könnte einen starken Katalysator für den Markt darstellen. Wenn dann die US-Wirtschaft bei einem nachhaltigen jährlichen zwei bis dreiprozentigem Wachstum und einer im zwei bis vierprozentigem Bereich stabilen Inflationsrate läge sehen wir gute Chancen, dass die Märkte, die derzeit schwächer performen, künftig ein Kurs-Gewinnverhältnis im mittleren Bereich von zehn Prozent erreichen könnten.
Wir prognostizieren erst für die Jahre 2015 bis 2016 ein konjunkturelles Umfeld mit jeweils höheren Multiples. Denn wir müssen erst die Kostensteigerungen durch den „Affordable Care Act“ absorbieren und in unserem Gesundheitswesen kostenbewusster werden. Nachhaltiges Wachstum erfordert natürlich auch eine Stabilität in Europa – etwas, was wir in naher Zukunft noch nicht kommen sehen.
Wir erwarten für dieses Jahr weiterhin eine erhöhte Marktvolatilität angesichts eines Tauziehens von Fundamentaldaten und einer hohen Liquidität. Außerdem müssen wir jederzeit mit externen Krisenherden, wie beispielsweise die Rettung von Zypern vor einer Staatspleite, rechnen. Diese müssen sorgfältig überwacht werden, da sie gefährliche Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben können. Viele ungesicherte Einlagen in den Peripherieländern der europäischen Währungsunion könnten auch problematisch werden. Denn sollten diese dort bei schwachen Banken und in angeschlagenen Ländern verbleiben besteht die Gefahr, dass sie das gesamte Währungssystem gefährden. Unerwünschte Konsequenzen mit Auswirkungen auf Liquidität und schließlich auf Vermögenswerte müssen nach unserer Ansicht deshalb künftig sorgfältiger kontrolliert und weitgehend vermieden werden."