Ein Kommentar von David Lafferty, Chief Market Strategist, Natixis Global Asset Management
Als Folge aus den beiden Hurrikans Harvey und Irma Anfang September war die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der Fed im Dezember auf bis zu 20 % gesunken. In den letzten Tagen ist sie allerdings wieder auf 50 % gestiegen. Der Ausschuss räumt in seiner Mitteilung zwar ein, dass die Unwetterstörungen sich kurzfristig auf die Wirtschaft auswirken könnten, hält es aber für sehr unwahrscheinlich, dass sie die langfristige wirtschaftliche Entwicklung „materiell ändern“ werden. Somit ist klar, dass eine Erhöhung der Zinsen auf der Ausschusssitzung im Dezember keineswegs vom Tisch ist. Und somit ist auch die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der Fed im Dezember in der Folge der jüngsten Sitzung auf über 63 % gestiegen.
Auch der „Dot Plot“ deutet auf eine restriktivere Politik hin: Wenn man den Median der Prognosen für das Jahresende 2017 zugrunde legt, so ist bis dahin noch eine weitere Zinserhöhung nötig. Möglicherweise hatten die Investoren kurzfristig mit einem etwas flacheren Anstieg der Leitzinsen gerechnet.
Zu den subtileren Signalen gehörte die Bestätigung durch Fed-Chefin Yellen, dass der Prozess des Bilanzabbaus sehr geradlinig ablaufen wird, sofern keine signifikanten wirtschaftlichen Probleme auftreten. Zudem betonte sie, dass der Bilanzabbau im Wesentlichen einem festen Schema folgt und kein aktives Werkzeug der Fed darstellt. Wer von der Fed einen etwas nuancierteren und flexibleren Ansatz beim Bilanzabbau erwartet hatte, wird also enttäuscht sein. Kurz gesagt: Obwohl die Überschrift den Erwartungen entspricht, war der Markt davon überrascht, wie entschieden der Ausschuss in seinem Ausblick trotz der Unwetterstörungen und trotz der unterdurchschnittlichen Inflationsentwicklung an seinen Plänen festhält.
Auf diese Überraschung reagierten die Märkte mit höheren Renditen, einer leichten Schwäche bei den Aktien und einem Anstieg des US-Dollarkurses. Gerade der Anstieg des Dollars wird viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischen, denn der allgemeine Konsens geht von einer fortgesetzten Schwäche des Dollars aus.
Die Sitzung der Fed hat kurzfristig Schlagzeilen gemacht, doch die langfristigen Folgen sind noch nicht abzusehen. Da über die letztlichen Auswirkungen einer Ausweitung der Notenbankbilanz wenig Einigkeit besteht, lassen sich auch die künftigen Implikationen des QT (Quantitative Tightening) schwer abschätzen. Wir befinden uns auf unerschlossenem Gebiet. Die Fed entzieht dem Markt langsam Liquidität, während andere Zentralbanken noch dabei sind, ihre Bilanzen auszuweiten. Wahrscheinlich werden die wirklichen Folgen der neuen Fed-Politik erst sichtbar, wenn auch die EZB mit dem Abbau ihrer Bilanz beginnt, also wahrscheinlich im zweiten Halbjahr 2018. Auf den Aktienmärkten sind höhere Zinsen und QT momentan nicht die dominanten Themen. Durch entsprechende Vorabinformationen durch die Fed sind die Investoren auf einen unglaublich langsamen Normalisierungsprozess vorbereitet. Angesichts der ursprünglich sehr niedrigen Zinsen könnten die Anleger die fortgesetzte Normalisierung eher als Bestätigung sehen, dass der Aufschwung weitergeht. Anleihen sind bei einer Rendite von etwa 2,2 % für zehnjährige US-Staatsanleihen – keine wirkliche Konkurrenz für Aktien. Trotz der hohen Bewertungen an den Aktienmärkten müssten die Zinsen wohl um 50 bis 100 Basispunkte steigen, um den Aktien gefährlich zu werden.
Wir bleiben skeptisch, was die prognostizierte Schwäche des Dollars angeht. Die Fed zeigt sich entschlossener als erwartet, und Trumps Agenda, die noch vor wenigen Monaten für tot erklärt worden war, bekommt neues Leben.