"Die Anzeichen für einen künftigen Anstieg der Inflation treten immer deutlicher zutage. In den Vereinigten Staaten weisen die langfristigen Inflationserwartungen, die sich derzeit zwischen zwei und drei Prozent bewegen, nunmehr klar nach oben. Besonders deutlich wird dies an den langfristigen Inflationserwartungen der Unternehmen, die sich in der Annahme von Lohnsteigerungen widerspiegeln (+2,2 % gegenüber durchschnittlich +1,8 % im Zeitraum 2015-2017). Amazon hat bereits konkret beschlossen, seinen Stundenlohn zu erhöhen (von 12,45 US-Dollar auf 15 US-Dollar) – ein weiteres Zeichen für diese notwendige Umverteilung von Mehrwert.
Im Euroraum ist die Inflation in den vergangenen Monaten auf über 2 % gestiegen, was in erster Linie auf die höheren Energiepreise zurückzuführen ist. Die Kerninflation ist indes wieder unter die Marke von einem Prozent gefallen (+0,9 %). Dennoch konnten wir bei einem Treffen mit einem großen Betreiber von Seniorenheimen kürzlich einen konkreten Eindruck von der Lohninflation gewinnen. So muss dieser Anbieter seinen Angestellten in Deutschland Lohnerhöhungen von drei bis vier Prozent zugestehen.
Zur gleichen Zeit haben die Zinssätze auf die Äußerungen von Jerome Powell über eine mögliche Beschleunigung der Zinserhöhungen reagiert. Die Renditen zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen haben um fast 20 Basispunkte zugelegt (auf 3,23 %), während deutsche Staatsanleihen um etwa zehn Punkte höher rentieren (mit 0,56 %). Am Donnerstag waren erste Anzeichen einer deutlichen Sektorrotation insbesondere zugunsten von Value- und Finanzwerten zu beobachten.
Eine wahrscheinliche Herabstufung Italiens durch Moody’s würde die Turbulenzen bei den zuletzt hochvolatilen Italien-Bonds nicht unbedingt verstärken. Die Zinsen am langen Ende sind bereits auf Niveaus nahe der Interventionsschwelle gesprungen (3,5 %-4 %). Ein Katastrophenszenario wäre jedoch eine Senkung der Bonitätsnote durch die drei oder vier bedeutendsten Ratingagenturen, durch die das Land seinen Investment-Grade-Status verlieren würde. Der CEO einer in Italien tätigen französischen Bank hielt eine solche Entwicklung jüngst im Gespräch mit uns für äußerst unwahrscheinlich. Das letzte Wort über den italienischen Haushalt und selbst über die jetzige Regierung in Rom ist jedenfalls noch längst nicht gesprochen. Die Geschichte, eine treue und hilfreiche Begleiterin jedes Fondsmanagers, lehrt, dass sie sich gerne wiederholt. Es ist also nicht allzu tollkühn, die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass Italien in nicht allzu ferner Zeit seine 66. Regierung vereidigen könnte."