Zwei Hauptsorgen treiben die Märkte seit einigen Monaten um: Zum einen befürchten die Anleger, dass die konjunkturelle Abkühlung sämtliche Weltregionen erfasst. Tatsächlich zeigen die jüngst veröffentlichten Markit-Einkaufsmanagerindizes (mit einem Rückgang von 52 auf 51,5 Punkten beim verarbeitenden Gewerbe und von 53,7 auf 53,1 beim Dienstleistungssektor) eine Abnahme des Wachstumstempos im Euroraum. Trotz dieser negativen Elemente wäre es verfrüht, auf einen starken regionalen oder gar weltweiten Abschwung zu schließen. Denn die Analyse von Konjunkturzyklen lehrt, dass es auch innerhalb der Zyklen Boom- und Kontraktionsphasen gibt. Zudem verlaufen nicht alle Zyklen nach demselben Schema. Jeder Zyklus hat seine Eigenheiten. Dass sich die Wirtschaft nach einem Höhenflug wieder auf einen Rhythmus einpendelt, der ihrem Potenzial entspricht, ist nichts Ungewöhnliches. In den Vereinigten Staaten zeigte sich in vergangenen Zyklen zudem, dass besonders ausgedehnte und ausgeprägte Wachstumsphasen durch Mini-Krisen unterbrochen werden können. Als Beispiele lassen sich die „double-dip“-Rezession von 1982 und 1984 inmitten des opulenten Wachstums der Jahre 1980 bis 1991 oder der Anleihencrash von 1994 während der (historisch betrachtet bislang kräftigsten) Hyperwachstumsphase von 1990 bis 2001 anführen.
Das zweite Risiko am Horizont ist das Versiegen der Liquidität zu einem Zeitpunkt, zu dem manche Zentralbanken auf einen Kurs der geldpolitischen Straffung eingeschwenkt sind. So haben die Bewertungen sämtlicher illiquider Vermögenswerte in den vergangenen Monaten deutlich nachgegeben: Unternehmensanleihen, Schwellenländerpapiere, Small und Mid Caps, bestimmte Rohstoffe usw. Gut geschlagen haben sich hingegen die liquidesten Aktiva (insbesondere Staatsanleihen guter Bonität wie amerikanische Treasuries und Bundesanleihen). Auch der Yen und Gold haben als zeitweilige Fluchtwerte gedient. Mit amerikanischen Aktien und insbesondere Technologie- und Ölwerten wurden zwei Quellen der jüngsten Zuversicht an den Märkten ebenfalls en masse abgestoßen. Unverändert ist die Situation hingegen bei europäischen Aktien: Sie werden gemieden wie die Pest.