Laut einer globalen Umfrage von Natixis Investment Manager sind 57% der Schweizer Privatanleger der Meinung, dass die Marktvolatilität beim Erreichen ihrer Spar- und Vorsorgeziele hinderlich ist. Die Umfrage berücksichtigte Meinungen von 9100 Privatanlegern in Asien, Kontinentaleuropa - darunter 400 Schweizer Investoren -, Lateinamerika und Nord- und Südamerika. Die Sorge der Anleger, die ihre Renditeerwartungen nicht zurückschrauben, führt allgemeinhin zu einer vorsichtigeren Anlagepolitik. Mehr als 90% legen Wert auf den Schutz der Vermögenswerte und eine optimierte Risikokontrolle. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schweizer Investoren aktive Anlagestrategien bevorzugen. Aber obwohl dort die Gebühren ein wichtiges Kriterium sind, haben Investoren noch immer eine unzureichende Vorstellung davon, was passive Investitionen leisten können.
Investoren bevorzugen aktive Strategien, um auf Kurs zu bleiben
In diesem Umfeld erhöhter Marktvolatilität zeigen Schweizer Investoren einen defensiveren Ansatz für den Portfolioaufbau - 84% halten es auch für wichtig, sich gegen Volatilität abzusichern- aber sind nicht bereit, auf Anlageerträge zu verzichten. Sie erwarten eine durchschnittliche, inflationsbereinigte jährliche Rendite von 9,2%.
Die Umfrage ergab auch, dass Schweizer Einzelanleger weltweit die Notwendigkeit erkennen, über die aktuellen Marktturbulenzen hinauszuschauen. Dabei hob eine überwältigende Mehrheit (85%) die Bedeutung langfristiger Renditen gegenüber kurzfristigen Zielen hervor. Drei Viertel der Befragten sagen, dass es bei der Investition wichtig ist, die Benchmark zu schlagen. Fast 73% halten es für wichtig, kurzfristige Marktbewegungen zu nutzen.
Gemäß den letzten drei Natixis Umfragen unter institutionellen Anlegern, professionellen Fondskäufern und Finanzberatern sind aktive Investitionen am besten geeignet, um jedes dieser Anlageziele zu erreichen.
Appetit auf ESG-Investitionen steigt weiter an
Schweizer Investoren treibt zunehmend der Wunsch, durch Investitionen eine positive soziale Wirkung zu erzielen. 68% sind der Meinung, dass dies einen wichtigen Aspekt darstellt. 60% gaben an, aktiv nach Investitionsmöglichkeiten zu suchen, die mit ihren persönlichen Werten übereinstimmen. 65% legen ihre Gelder mit dem Ziel an, Investitionen mit positiven sozialen und/oder ökologischen Auswirkungen einzugehen.
Der Wunsch nach Investitionen, die den persönlichen Überzeugungen entsprechen, ist für Anleger, die sich ausschließlich auf traditionelle passive Indexfonds verlassen, jedoch schwer umzusetzen, da Hunderte von Unternehmen unabhängig von ihrem Unternehmensverhalten oder ihrer Ethik in vielen gängigen Indizes enthalten sind. Drei von fünf Anlegern weltweit sagen, dass Indexfonds keine Unternehmen enthalten, die ihre persönlichen Werte abbilden.
Die Wahrnehmung von ESG steht an einem Wendepunkt. Der Tenor unter Einzelanlegern lautet, dass sich ihre Investments an ihren Werten orientieren sollen. Institutionelle gehen noch einen Schritt weiter und sehen in ESG-Anlagen genauso viel Nutzen in Bezug auf Alpha-Generierung wie auf das Risikomanagement. Die letzte Umfrage unter institutionellen Anlegern ergab, dass erstmals die Zahl der Institute, die sich auf ESG konzentrierten, um Alpha zu erwirtschaften (59%), größer ist als die Zahl der Institutionellen, die sich mehr auf die Risikominderung konzentrierten (56%). Sechs von zehn sagen, dass die ESG bis 2022 Standard sein wird. ESG ist auf langfristige Performance ausgelegt.
"Die im Laufe des Jahres beobachtete Volatilität hat zu einem defensiveren Verhalten geführt, bei dem die Anleger ihre Portfolios neu ausrichten, um sich auf einen möglichen Marktrückgang vorzubereiten. Sie ringen mit verschiedenen Aspekten - Risikomanagement, höhere Renditeerwartungen sowie mit dem Wunsch, die ESG in ihre Anlagen zu integrieren. Investoren müssen sich auf den besten Weg zur Erreichung ihrer Anlageziele konzentrieren. Die besten Chancen zu nutzen und Risiko- und Renditeerwartungen unter Berücksichtigung von Alpha in Einklang zu bringen, erfordert eine langfristige Perspektive und einen sehr effektiven Anlageansatz", erklärt Timo Paul, Head of German Speaking Switzerland bei Natixis Investment Managers.
Anleger haben möglicherweise eine unvollständige Sicht auf aktiv und passiv
58% der Schweizer Anleger geben an, den Unterschied zwischen aktivem und passivem Investieren zu kennen. Die Ergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass einige nur bedingt auf dem Laufenden über die aktuelle aktiv-passiven Debatte sind, die sich primär mit Gebühren auseinandersetzt. Die Umfrage zeigt, dass 53% der Anleger Indexfonds für weniger riskant halten als andere Anlagevehikel und 64% glauben, dass sie Renditeverluste minimieren können.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Investoren, wenn sie eine niedrigere Gebühr sehen, dazu neigen, viel größere Vorteile von passiven Investitionen zu erwarten, als diese tatsächlich leisten können“, sagt Dave Goodsell, Executive Director des Natixis Center for Investor Insight. „Es gibt einen Mythos unter den Anlegern, dass Indexfonds weniger riskant sind als andere Anlagen. Das sind sie nicht. Passive Fonds haben kein integriertes Risikomanagement, und die Vermögenswerte der Anleger sind dem gleichen Marktrisiko ausgesetzt. Wir ermutigen die Anleger zu erkennen, dass sie mit jedem Anlageinstrument potenziell Gewinne erzielen können, wenn die Kurse steigen, aber auch Verluste machen können, wenn die Preise sinken."
Auch die Umfrageergebnisse der 400 Schweizer Investoren wurden veröffentlicht:
- Die Angst vor Closet Trackern klingt nicht ab: Anleger sind vorsichtig gegenüber Benchmarkern, die sich als Aktivmanager positionieren oder vor Vermögensverwaltern, die eine aktive Managementgebühr erheben, aber Portfolios aufbauen, die sich an der Benchmark orientieren. Acht von zehn Teilnehmern (80%) befürchten, dass viele Fondsmanager hohe Gebühren verlangen, auch wenn sie nur einen Index verfolgen.
- Finanzberater als Vertrauenspersonen: 75% der Befragten gaben an, dass sie bei Investitionsentscheidungen auf Finanzberater vertrauen.
- Zinsausblick: Nach zehn Jahren auf historischen Tiefstständen sind die Zinsen langsam gestiegen. 42% der Befragten sind besorgt über die negativen Auswirkungen, die steigende Zinsen auf ihre Anlagen haben könnten.