Die soziale Bewegung in Frankreich hat zu einer ersten wirtschaftlichen Kehrtwende der französischen Regierung geführt. Ein erhöhter Mindestlohn, steuerfreie Überstunden und die Befreiung vieler Rentner von bestimmten Sozialbeiträgen sollen den Volkszorn besänftigen. Im Zuge dieser Ankündigungen gelobten mehrere französische Konzerne (Total, LVMH, Altice) ihrerseits, außerordentliches Weihnachtsgeld zu zahlen und die Gehälter zu erhöhen.
In Spanien hat die Regierung ebenfalls den Mindestlohn um 22 % angehoben. Diese Ausgaben haben jedoch eine Kehrseite: die Ausweitung der Haushaltslöcher (womöglich über das für Frankreich verbindliche Limit von - 3 % hinaus, was indes nicht zum ersten Mal geschähe) und letztlich ein Anwachsen des öffentlichen Schuldenbergs. Nicht zufällig haben die Märkte begonnen, den Renditeabstand zwischen der zehnjährigen französischen Staatsanleihe und der laufzeitgleichen Bundesanleihe zu erhöhen (von 37 auf 45 Basispunkte seit Anfang Dezember).
Seit 2008 ist in allen Industrieländern dasselbe Scheitern zu beobachten: Trotz aller (geld-)politischen Kniffe und Strategien zur Eindämmung der Krise und zur Abwehr eines Zusammenbruchs des Systems ist es weder gelungen, die Bevölkerungen zufriedenzustellen, noch das Zaubermittel gegen Verschuldung (die Inflation) anzufachen. Die Aktienmärkte haben im Übrigen begonnen, das Ende des Siegeszugs der Globalisierung zu quittieren. Im Sog der Abwertungsbewegung haben die Multiplikatoren bereits einen Großteil des Abwärtstrends vollzogen. Wenngleich die gesamtwirtschaftliche Situation weiter zuversichtlich stimmt und keine Gefahr eines weltweiten Abschwungs in den kommenden sechs Monaten erkennen lässt, könnten die Unternehmen 2019 und 2020 das weltweite Comeback des Protektionismus zu spüren bekommen, das von Donald Trump zur Behebung des offensichtlichen Ungleichgewichts eingeleitet wurde, das sich mit dem fulminanten Wachstum Chinas eingestellt hat.
Die neue Weltwirtschaftsordnung stellt sich unter schmerzhaften Verlusten ein, und wie so oft beim Übergang von einer alten zu einer neuen Ordnung gibt es eine Phase des Umbruchs, von der man nur hoffen kann, dass sie so glimpflich und kurz wie möglich ausfällt. Die Märkte haben dies bereits 2018 verinnerlicht, und es dürfte auch 2019 angezeigt sein, auf sie zu hören.
Igor de Maack, Fondsmanager, DNCA