Mit der Ankündigung der Vertagung neuer Strafzölle auf chinesische Produkte hat der US-Präsident den Anlegern einen neuen Hoffnungsanker geschmiedet. Diese Kehrtwende war zwar erwartet worden, bestätigt aber die Trump’sche Strategie aus Zuckerbrot und Peitsche sowie zur Not einigen Trostpflastern, falls die Peitschenhiebe zu viel Schaden anrichten.
Im März wird womöglich die Verschiebung eines weiteren Stichtags angekündigt: des Brexits am 29. März. Da es den Briten nicht gelingt, gegenüber der auf ihrer Linie beharrenden EU Einigkeit zu demonstrieren, fassen sie nun ein weiteres Hinausschieben ihres Austritts aus der Zollunion ins Auge. Damit stünden wir vor einem vierten Verhandlungsjahr seit dem Referendum im Juni 2016. Und bei den Bürgern des Vereinigten Königreichs könnte sich durchaus der Eindruck einschleichen, die Brexit-Debatten seien Folgen der berühmten Sketchserie des englischen Komikers Benny Hill.
Der März schickt sich zudem an, zum Monat der gebrochenen Rekorde zu werden: Erstens bezüglich der Expansionsphase der US-Wirtschaft, die trotz der vorübergehenden Schwäche im ersten Quartal 2019 die längste der Geschichte werden könnte, und zweitens im Hinblick auf ein mögliches Rekordjahr bei den Kapitalflüssen. Diese werden hier mehr und mehr zum Stammthema, sind jedoch höchst aufschlussreich, um die Psychologie der Anleger zu verstehen. 50 Milliarden Dollar sind weltweit aus den Aktienmärkten abgeflossen (dies ist der schlechteste Jahresbeginn des Jahrzehnts), während über 43 Milliarden Dollar in Unternehmensanleihen geströmt sind. Auch in dieser Woche ist ein eklatantes Gefälle zwischen Europa und den Vereinigten Staaten zu beobachten. 9 Milliarden Dollar wurden in US-Aktien angelegt, während 4 Milliarden Dollar aus europäischen Aktien abgezogen wurden. In puncto Kapitalströme droht 2019 somit ein besonders schwieriges Jahr für die Aktienmärkte zu werden.
Wenn und falls die Welle eines Tages wieder in die andere Richtung schwappt, könnten wir hingegen leicht eine der kräftigsten Erholungen aller Zeiten erleben. Angesichts der deutlich positiven Performance sind seit Jahresbeginn Gewinnmitnahmen zu verzeichnen. Sollte sich das weltweite Wachstum bei rund 3 bis 3,5 % halten, werden die Anleger ihre Haltung zu Risikoanlagen jedoch früher oder später überdenken müssen.
Igor de Maack, Fondsmanager und Sprecher, DNCA