Auch die leichte Korrektur hat nichts an der positiven Grundstimmung ändern können, die aus den vielen guten Geschäftszahlen spricht, wie sie etwa Volkswagen, AMS oder BNP Paribas vorgelegt haben. Dabei handelt es sich um eben die drei Sektoren (Automobilindustrie, Halbleiter und Banken), die bereits seit etlichen Monaten unter dem Handelskrieg zwischen den USA und China und der Abkehr der Anleger von niedrigen Bewertungsmultiplikatoren leiden. In einer von der Popularität passiver Anlagelösungen begünstigten Herdenbewegung haben die Investoren in den letzten Jahren ausschließlich und ohne echte bewertungsgestützte Differenzierung auf eine bestimmte Art von Aktien gesetzt.
Dies wirft die aktive Vermögensverwaltung (insbesondere jene, die einen Value-Ansatz verfolgt) in die Situation der 2000er Jahre zurück. Schon in den Jahren nach der Jahrtausendwende konnte sie ihre Kritiker nicht davon überzeugen, dass die Bewertungsunterschiede zwischen einzelnen Sektoren (der Internetbranche gegenüber traditionellen Unternehmen) weder die mikroökonomische Realität noch die historischen Mittelwerte widerspiegelten. An den Märkten wird immer der „Mean Reversion“-Effekt greifen, selbst wenn es Jahre oder auch ein ganzes Jahrzehnt dauern kann, bis sich ein Kurs wieder auf den Mittelwert eingependelt hat. Seit April ist nun eine Rotation hin zu Value-Werten in mehr oder weniger überzeugenden Anläufe zu beobachten. In den europäischen Banken kristallisieren sich auf den ersten Blick alle Übel, von denen die Volkswirtschaften des Euroraums in den vergangenen Jahren ausgebremst wurden: ein Regulierungsdruck, der fast schon Strafcharakter annimmt, stagnierendes Wachstum, politische Risiken, rechtliche Sanktionen und zu niedrige Zinsen. Doch einige dieser Wolken haben sich unlängst wieder verzogen, und so lohnt sich ein zweiter Blick.
Makroökonomie und Mikroökonomie kommen wieder zurück als Taktgeber der Märkte. In Zeiten wie diesen gilt es für die Anleger, sich bei der Bewertung auf die Fundamentaldaten zu besinnen und auf die berühmte „Mean Reversion“ zu vertrauen. Die Anlageklasse der Anleihen kann nicht mit der Performance mithalten, die bestimmte Aktien derzeit vor allem in Form großzügiger Dividendenausschüttungen bieten.
Unterm Strich ist für die Anleger jedoch entscheidend, dass zu diesem Maibeginn die Unternehmen noch immer keine gravierenden Warnsignale bezüglich des konjunkturellen Umfelds aussenden. Es spricht also weiterhin vieles dafür, die Aktienmärkte auch für die kommenden Monate als mögliche Performancequellen zu betrachten.