Donald Trumps Wahlkampfmotto für 2020 („Keep America Great“) gibt den Ton seiner potenziellen zweiten Amtszeit vor. Die Vereinigten Staaten zögern nicht, alles und jeden mit ihrer Macht zu erdrücken. Nach China ist nun Mexiko an der Reihe, das sich seine Grenzkontrollpolitik vorhalten lassen und vor einer Anhebung der Zolltarife bangen muss. Gleichzeitig schrumpft Europa unter unseren Augen; die europäischen Aktienmärkte verzeichnen bereits in der 63. der vergangenen 65 Wochen Kapitalabzüge. Indem er sich immer wieder als Zoll-Sheriff („Tariff Man“) geriert, riskiert Donald Trump jedoch Turbulenzen für die Weltwirtschaft, die diese mit einem Wachstum von weiterhin um die 3 % wahrlich nicht gebrauchen kann.
An den amerikanischen Märkten erinnert die jüngste Börsenkorrektur der FANGMAN (Facebook, Apple, Netflix, Google, Microsoft, Amazon und Nvidia) im Zuge möglicher Ermittlungen der US-Kartellbehörden eine in den Vereinigten Staaten altbekannte Regel: Wird ein Unternehmen oder ein Sektor allzu monopolistisch, komglomeratisch und gefährlich für die nationale Sicherheit, so greift der Staat ein. So trug es sich bereits bei der Zerschlagung des Bell-Systems 1982 zu, als das US-Justizministerium sein Verfahren gegen die AT&T Corporation gewann, die damals den Markt für Telefoniedienste und Telekommunikationsausrüstung in den Vereinigten Staaten und Kanada konrollierte. Aufgeteilt wurde damals das größte Unternehmen der Vereinigten Staaten. Einmal mehr lehrt uns die Geschichte, dass Vormachtstellungen nicht über Jahrhunderte aufrechtzuerhalten sind, schon gar nicht im Kapitalismus. Dies werden sich die Anleger von nun an stets vor Augen halten, wenn es um jene in den amerikanischen Börsenindizes überrepräsentierten Technologiewerte geht. Dass aus dieser Blase etwas Luft entweicht, wäre durchaus wünschenswert.
Auch die Zinssituation (-0,20 % für zehnjährige deutsche Bundesanleihen) beunruhigt, denn sie signalisiert, dass die Anleger erneut mit einer Rezession oder zumindest mit einer Konjunkturdelle rechnen. Immer neue Hürden ergeben sich hieraus für den Value-Ansatz, der darin besteht, in unterbewertete und übersehene Unternehmen zu investieren. Doch je mehr Zeit vergeht, umso näher rückt die Zinswende, sofern man nicht von einem japanischen Szenario ausgeht. Der Schriftsteller und Philosoph Jean-Jacques Rousseau schrieb einst wortgewandt, dass Geduld bitter sei, aber süße Früchte trage. Dies gilt in dieser Zeit ganz besonders für einen bestimmten Stil der Anlageentscheidungen und Portfolioausrichtung.
Igor de Maack, Fondsmanager und Sprecher, DNCA