Auch sie hält den vereinbarten Burgfrieden für ein ermutigendes Zeichen, sieht aber wenig Anreiz für Präsident Trump, zu früh zu einem abschließenden Deal zu kommen. Immerhin würde es von den meisten Amerikanern gern gesehen, "hart gegen China" zu sein. Außerdem seien die Nachteile für ihn angesichts von US-Aktien in der Nähe von Allzeithochs und einer weiterhin soliden US-Wirtschaft gering. Und mit einer Fed im „Tauben“-Modus habe Trump ein Sicherheitsnetz und könne so seine Taktik weiter vorantreiben.
Ebenso könne es sich Präsident Xi leisten, Geduld zu haben und der chinesischen Wirtschaft weiterhin Impulse zu geben, um ihr zu helfen, einige der Auswirkungen des Handelskrieges zu überstehen. Bisher hätten sich die Konjunkturdaten zwar abgeschwächt, doch die Stützungsmaßnahmen schienen offensichtlich Früchte zu tragen. Ein Abkommen, bei dem nur China Zugeständnisse mache, sei nicht in Sicht.
Dwek: „Daher glauben wir, dass die Pattsituation erst im Laufe dieses Jahres oder bis 2020 gelöst sein wird, wenn die politischen Kosten für beide Seiten steigen dürften, da die wirtschaftlichen Auswirkungen, und möglicherweise auch die Auswirkungen auf den Markt, stärker spürbar sein könnten. Dann könnte Trump in einen Deal gezwungen werden, um sicherzustellen, dass die US-Wirtschaft im Wahljahr durchhält.“
„Das Ergebnis dieses Wochenendes war im Vorfeld der G20 angekündigt worden und ist daher größtenteils von den Märkten eingepreist. Jetzt werden alle Augen auf die Fed gerichtet sein, von der die Märkte viel Unterstützung erwarten. Im Status-quo-Szenario mit laufenden Gesprächen und ohne zusätzliche Zölle können die Aktienmärkte weiter steigen, sofern Wachstum und Unternehmensgewinne anhalten. Volatilität als Reaktion auf Schlagzeilen ist wahrscheinlich, da die Verhandlungen eher wie Achterbahn als wie eine Rennstrecke verlaufen werden. Darüber hinaus bleiben andere Risiken wie Brexit, US-Schuldenobergrenze, italienischer Haushalt und mehr bestehen, die in den kommenden Monaten zu einigen kurzfristigen Marktkorrekturen führen dürften.“
Esty Dwek, Head of Global Strategy, Natixis Investment Managers