Mit einer Marktkapitalisierung von stolzen 25 Billionen US-Dollar vereinigt der größte US-Index S&P 500 mittlerweile 50 % des Gewichts des MSCI ACWI auf sich, also quasi des Börsenwerts aller weltweit gelisteten Unternehmen. Der S&P 500 erreicht damit ein Allzeithoch. Zugleich fällt auf, dass sämtliche börsennotierte Werte der Welt zusammengenommen seit Jahresbeginn um nahezu 11 Billionen US-Dollar zugelegt haben. Sind diese atemberaubenden Zahlen der amerikanischen Politik und insbesondere derjenigen von Donald Trump zu verdanken? Man ist fast geneigt, diese Frage zu bejahen, was die direkten Auswirkungen betrifft: Trump hat die US-Wirtschaft mit Steuer- und Haushaltsanreizen so stark angekurbelt, dass sie sich nun in etwa auf der Höhe ihres theoretischen Potenzials bewegt. Doch auch indirekt hat er den Wert von Vermögenswerten beeinflusst, indem er die US-Notenbank auf ziemlich unverschämte Weise in die Knie gezwungen hat, um über Zinssenkungen die Negativeffekte des Handelskriegs auszugleichen. Sein Irankonflikt, der sich bislang in Wirtschaftssanktionen und Drohnenabschüssen manifestiert, schürt zugleich die geopolitischen Spannungen und erlaubt es ihm, mit dem Ölpreis zu spielen. Hinzu kommt der Dollar, dessen Stärke all jenen, die Vermögenswerte in der US-Währung halten, „Sicherheit“ gibt.
Wie ein Heißluftballon bläht sich derweil die Anleiheblase immer weiter auf und steigt in schwindelerregende Höhen. 455 Milliarden US-Dollar sind in Reaktion auf die rund um den Globus auf breiter Front erfolgenden Zinssenkungen (18 waren es allein in den letzten sechs Monaten) weltweit in Anleihen angelegt – auch dies ist ein Rekord. Gold setzt seinen Aufstieg unaufhaltsam fort, da es in einer Welt, in der Anleihen keinerlei Rendite mehr abwerfen, keinen Unterschied mehr macht. Der Wert beider Assets hängt davon ab, ob sich zum Schluß noch ein Käufer findet, der einen höheren Preis bezahlt. Im Gegensatz zu Anleihen ist das gelbe Edelmetall jedoch eine „ewige“, das heißt laufzeitlose, Anlage und ein physischer Vermögenswert. Auf sehr lange Sicht könnte Gold zum Gegengewicht der von der expansiven heutigen Geldpolitik gänzlich entwerteten klassischen Währungen, aber auch zur wahren Messlatte für den Wert der virtuellen und elektronischen Währungen aufsteigen, die überall auf der Welt wie Pilze aus dem Boden sprießen.
Igor de Maack, Fondsmanager, DNCA