Donald Trump ist es erneut gelungen, die Märkte zu überraschen. Der US-Präsident ließ wissen, er werde Strafzölle in Höhe von 10 % auf chinesische Importe im Wert von 300 Mrd. US-Dollar erheben, was die Aktienmärkte unverzüglich einknicken ließ und ‚Zufluchtswerte‘ (Yen, Gold, Schweizer Franken, Staatsanleihen) in die Höhe trieb. Nachdem es der Fed angesichts der alles in allem relativ starken US-Wirtschaft (der Dienstleistungs-EMI steht bei 52,2 Zählern) schwerfiel, die Senkung ihrer Leitzinsen (um -25 Bp. auf 2,25 %) zu begründen, hat die Kehrtwende im Weißen Haus nun ‚zufällig‘ ein Argument für diese geldpolitische Entscheidung geliefert.
Eine Kehrtwende stellt auch der ‚harte‘ (abkommenslose) Brexit für die Märkte dar, die das britische Pfund erneut unter Beschuss genommen haben. Für die europäischen Verhandlungsführer ist die Ernennung von Boris Johnson kein gutes Omen, denn orientiert man sich an den slawischen Ursprüngen seines Vornamens (Boris ist eine Ableitung des Begriffs „borotj“, der „Krieger“ bedeutet), so scheint der Bruch mit der EU bereits vollzogen.
Die Zentralbanken (Fed und EZB) sind weiterhin bemüht, ein maues und inflationsloses Wachstum zu befeuern. Ganz wie jener Wald aus Kauri-Bäumen in Neuseeland, der über sein unterirdisches Wurzelgeflecht einen „Zombiebaum“ (einen augenscheinlich toten Stumpf) mitversorgt, halten auch die internationalen geldpolitischen Institutionen den Mythos der Wirksamkeit dauerhaft tiefer Zinsen für „Zombie-Volkswirtschaften“ künstlich am Leben.
Ganz so katastrophal ist die Lage freilich nicht überall. In Frankreich zum Beispiel haben zyklische Unternehmen, Industriefirmen und Banken (BNP Paribas, Société Générale, Nexans, Air France-KLM) erfreuliche Halbjahreszahlen vorgelegt und damit die Anleger überrascht, die diese Sektoren nur noch als düstere Horizonte voller schwarzer Wolken wahrgenommen hatten.
Und noch eine weitere Nachricht macht Hoffnung. Was wie eine Anekdote klingt, hat angesichts der zunehmenden Bedeutung von SRI-Kriterien in der Welt der Vermögensverwaltung durchaus Symbolcharakter: So werden die Zoological Society of London und die Firma Conservation Capital Anfang 2020 eine Impact-Anleihe (mit dem Namen „Rhino Impact Bond“) auflegen, mit der Artenschutzprogramme zur Sicherung des Bestands der Spitzmaulnashörner in Kenia und Südafrika finanziert werden. Die Population dieses Pflanzenfressers ist seit den 1970er Jahren dramatisch von
70.000 auf nur noch 5.000 Tiere zurückgegangen, nicht unähnlich derjenigen der Vermögensverwalter, die „Value“-Strategien verfolgen. In einem nur noch von sinkenden Zinsen bestimmten Markt kämpft auch diese gefährdete Art längst um ihr Überleben.
Igor de Maack, Fondsmanager und Sprecher, DNCA