Die Zurückhaltung der US-amerikanischen Notenbank (Fed) angesichts der steigenden Inflationserwartungen erinnert Axel Botte, Marktstratege des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management (einer Tochter von Natixis Investment Managers), fatal an die Rede des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi, mit der er auf dem Treffen in Jackson Hole 2014 auf die feste Verankerung der mittelfristigen Inflationserwartungen verwiesen hatte. Damals waren jedoch kurz darauf die Break Even-Raten für die 5jährigen Inflationserwartungen stark gefallen, was Draghis Argument entkräftete und die EZB zwang, ein massives Programm zum Ankauf von Vermögenswerten aufzulegen.
Botte: „Jerome Powell riskiert, die Fed den spekulativen Marktbewegungen auszusetzen. Das Tauziehen zwischen der Fed und den Finanzmärkten wird sich auf die Entwicklung der Inflationserwartungen konzentrieren, und der Druck wird zunehmen. Die Renditen von T-Notes haben die Schwelle von 1,60 % getestet, während 30-jährige Treasuries über 2,30 % gehandelt wurden. Diese beiden Fälligkeiten werden in der nächsten Woche ausgegeben. Der Spread zwischen zwei- und zehnjährigen Anleihen handelte höher in Richtung 143bp. Der bärische Konsens baut sich laut Positionierungsumfragen schnell auf. Die Put-Volumina sind doppelt so hoch wie die auf der Call-Seite gehandelten.
Wenn die Fed eingreifen möchte, um den Aufwärtsdruck auf die Renditen einzudämmen, erscheint eine Twist-Operation am geeignetsten. Die Institution hält Staatsanleihen und Schatzwechsel im Wert von USD 885 Mrd. mit Fälligkeit im Jahr 2021 und könnte diese in längerfristige Laufzeiten umschichten.
Die Zurückhaltung der Fed scheint zunehmend im Widerspruch zur zugrunde liegenden wirtschaftlichen Realität zu stehen. Bis zum Ende des ersten Quartals wird die US-Wirtschaft den Pandemie bedingten Rückschlag mit einem erwarteten Wachstum in Q1 von etwa 10 % überwunden haben – bevor noch das fiskalische Konjunkturprogramm in Höhe von 1,9 Mio. überhaupt greifen konnte. Die Haltung der Fed wird immer schwieriger aufrechtzuerhalten sein, da die Verbraucherpreise in diesem Frühjahr um mehr als 3 % steigen werden.“