Die zuletzt wieder aufgeflammte Spekulation auf kleine US-Werte wie AMC und Gamestop, wo hauptsächlich Kleinanleger mit konzentrierten Käufen gegen Leerverkäufer wetten, sollte nach Ansicht von Axel Botte, Marktstratege des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management, noch einmal deutlich machen, dass die zentrale Frage für die Finanzmärkte weiterhin die Strategie der Zentralbanken zur Eindämmung der Überliquidität sei. Mehrere Zentralbanken hätten bereits Schritte in diese Richtung unternommen, so in Kanada, in Neuseeland oder in Schwellenländern. China schaffe einen Rahmen für die Aufwertung des Renminbi. Beim Dollar hingegen drückten die unverminderte Geldschöpfung und die öffentlichen Transfers die Kurzfristzinsen immer weiter nach unten.
Botte: „Die derzeitige Inanspruchnahme der Reverse-Repo-Fazilität der Fed in Höhe von USD 600 Mrd. deutet darauf hin, dass viele Geldmarktteilnehmer ihre Portfolios vor negativ rentierenden T-Bills schützen wollen. Die EZB steht vor dem gleichen Dilemma, da die Inflation im Mai die 2 Prozent-Marke erreicht hat, und im EZB-Rat eine Debatte über die Kalibrierung der Notfallmaßnahmen tobt. Abgesehen von den kasinoähnlichen Episoden um AMC und Co. bleibt die Volatilität an den Aktienmärkten bei risikoreichen Anlagen begrenzt. Die Asymmetrie der impliziten Volatilität beim S&P 500 deutet jedoch auf eine starke Nachfrage nach Abwärtsabsicherungen hin. Jede unbedachte Äußerung eines Zentralbankvertreters hätte durchaus das Potenzial, Gewinnmitnahmen auszulösen. So sollte die Fed auch rein kommunikativ alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um eine Wiederholung des Crashs von 2013 zu vermeiden. Der Überraschungseffekt des Tapering wird damit stark abgeschwächt werden.“