Malik: „Man ignoriert wertvolle Signale über die Absichten des Kremls und den wahrscheinlichen künftigen Verlauf der Krise, wenn man Putins Propaganda als die gestörten Tiraden eines irrationalen Mannes abtut. Unserer Ansicht nach ist es wichtig, dass die Anleger zwischen den Zeilen der Kreml-Propaganda lesen und die Drohungen des Kremls ernst nehmen, denn die Folgen könnten in der Tat schlimm sein.
Diese Propaganda erhöht zudem den innenpolitischen Druck auf Putin für einen Regimewechsel in Kiew. Jedes andere Ergebnis wäre eine Demütigung und könnte für Putin und seinen engsten Kreis politisch fatal sein. Hinzu kommt, dass eine russische Kontrolle über die Südukraine tatsächlich strategische Ziele wie das Abschneiden der Ukraine vom Meer erreichen würde.
Wir erwarten deshalb, dass der Kreml den Konflikt in der Ukraine eher eskalieren als deeskalieren will. Zumindest erwarten wir eine lineare Verschärfung des Konflikts durch eine größere geografische Ausdehnung der russischen Operationen und den zunehmenden Einsatz von Taktiken der verbrannten Erde, wie sie in Syrien und Tschetschenien zu beobachten waren. Im wirtschaftlichen Bereich sehen wir ein erhebliches Risiko für russische Vergeltungsmaßnahmen. Zu den möglichen Maßnahmen gehören strategische Zahlungsausfälle und Gegensanktionen, die sich Russlands asymmetrischen Einfluss auf die globale Lieferkette zunutze machen.
Unsere Sorge ist, dass Schlagzeilen, die Hoffnungen auf diplomatische Fortschritte wecken, von der düsteren Realität vor Ort und den wahrscheinlichen Absichten des Kremls ablenken. Insbesondere halten wir es für unwahrscheinlich, dass der Kreml einen Waffenstillstand ernsthaft in Erwägung ziehen wird, solange er die Möglichkeit sieht, seine Gewinne im Süden der Ukraine zu konsolidieren und einen Regimewechsel in Kiew zu erreichen.“
Das vollständige Research-Dokument aus dem Investmenthaus Loomis Sayles finden Sie hier im englischen Original (PDF-Download).