Trotz des starken Anstiegs der öffentlichen Verschuldung ist die Tragfähigkeit der französischen Verschuldung gegenwärtig nicht wirklich ein Grund zur Sorge, sagt Stéphane Déo, Head of Markets Strategy, beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management. Diese Schlussfolgerung gelte jedoch nur, wenn der durch die Covid-Pandemie verursachte Defizitanstieg auf ein vernünftiges Maß reduziert werde und die Zinsen niedrig blieben. Ein Sieg der extremen Rechten könnte dieses prekäre Gleichgewicht in Frage stellen und die Verschuldung Frankreichs auf eine sehr besorgniserregende Bahn bringen. In seiner jüngsten Analyse schreibt Déo:
„Unter der Annahme, dass sich das massive Defizit von 2021, das größtenteils auf die Covid-Krise zurückzuführen ist, stabilisiert, wird der Schuldenstand Frankreichs keine größeren Sorgen bereiten. Dies ist hängt jedoch zum einen von der Verringerung der Schuldenlast sowie vor allem von weiterhin moderaten Zinsen ab. Wenn die Zinssätze steigen, reagiert der Schuldendienst proportional zum Schuldenstand und erhöht somit das Defizit. Ein höheres Defizit bedeutet, dass die Schulden schneller wachsen, und damit ein noch größeres Defizit. Ein exponentieller Pfad, aus dem man nur schwer wieder herauskommt.
Kurz gesagt, die Haushaltslage Frankreichs kann sich schnell zu einer sehr komplizierten Situation entwickeln, wenn der rechte Rassemblement National (RN) unter Marine Le Pen die Präsidentschaftswahl gewinnen sollte. Denn in einem solchen Fall könnte der Markt mit Vertrauensverlust und höheren Zinsen reagieren. Auch die Bereitschaft zur Schuldenkonsolidierung dürfte unter Le Pen nur mäßig ausfallen. Das Wahlprogramm der RN mit einem Maßnahmenpaket, dessen Umsetzung zu einem wesentlich höheren Defizit führen würde, ist jedenfalls eine nicht zu vernachlässigende Risikoquelle.“
Das vollständige Papier von Stéphane Déo finden Sie hier (PDF-Download).