Botte: „Die Fed ist noch nicht fertig mit der Straffung der Geldpolitik. Seit des Rückgangs der Verbraucherpreisinflation im Oktober auf 7,7 Prozent sieht sie sich angesichts der jüngsten Wirtschaftsdaten (einschließlich der starken Einzelhandelsumsätze) mit einer verfrühten Lockerung der finanziellen Bedingungen konfrontiert. Laut James Bullard, Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, müssen der Leitzins möglicherweise weiter auf 7 Prozent angehoben werden. Diese Aussage trug zu einer noch stärkeren Inversion der Renditekurve bei, so dass der Spread von 2s10s gegen Ende der Woche -70 Bp erreichte.
Im Euroraum ist die Renditekurve der deutschen Bundesanliehe ebenfalls invertiert; die 30-jährige Rendite wird jetzt unter der 2 Prozent-Marke gehandelt, während die zweijährige Bundesanleihe mit 2,11 Prozent notiert. Die für Dezember erwartete Zinserhöhung um 50 Basispunkte wird möglicherweise nicht ausreichen, um die langfristigen Anleiherenditen nach unten zu drücken. Eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte oder eine frühzeitige quantitative Straffung könnten erforderlich sein, um die Inflation zu senken.
Die Swap-Spreads verengten sich zugunsten der Anleihen von Agenturen und supranationalen Organisationen. Die Anleihen der Europäischen Union stießen in dieser Woche angesichts attraktiver Bewertungen (die im Wesentlichen mit den Swap-Sätzen übereinstimmen) auf eine starke Nachfrage der Anleger. Die Spreads europäischer Staatsanleihen tendieren ebenfalls enger, einschließlich italienischer BTPs, die die von der neuen Regierung versprochene zusätzliche fiskalische Lockerung in Höhe von 30 Mrd. € zu ignorieren scheinen. Emissionen europäischer Staatsanleihen und Kredite werden stark nachgefragt. Die Reinvestition der PSPP-Fälligkeiten wird ein entscheidender Faktor für die Spreads der Staatsanleihen im Euroraum im Jahr 2023 sein."
Axel Botte, Marktstratege bei Ostrum Asset Management