Für Frederic Nadal, CEO von MV Credit, einem Tochterunternehmen von Natixis IM, stehen die Türen für Private Debt-Fonds 2023 weit offen. Das wirtschaftliche Umfeld habe dazu geführt, dass sich die Banken, die zuvor Fremdkapitalpakete zur Finanzierung von Übernahmen durch Private-Equity-Sponsoren gezeichnet haben, zurückgezogen hätten. Insbesondere in Europa dürften Unternehmen auch im nächsten Jahr auf alternative Finanzierungsformen wie Private Debt angewiesen sein. Besonders positiv sieht Nadal die Sektoren Gesundheit, Technologie und Industriedienstleistungen. Mit Sorge beobachtet er hingegen die Entwicklung, dass Marktteilnehmer ihren ESG-Fokus verlieren. Es sei nicht die Zeit, um die Bedeutung von ESG in der Branche zu übersehen. Vielmehr böten die aktuellen Marktbedingungen eine Gelegenheit, die Anstrengungen in diesem Bereich als Kreditgeber zu verdoppeln.
Nadal: „Da der wirtschaftliche Gegenwind anhält und die traditionellen Kreditgeber ihr Engagement genau beobachten, dürfte sich die positive Dynamik für Private Debt auch 2023 fortsetzen und institutionelle Anleger werden die Chancen in diesem Bereich nutzen. Private Debt nimmt in Europa weiterhin Marktanteile von Banken ein, deren Kreditvergabekapazitäten durch die Regulierung begrenzt sind. Die begrenzte Kapazität europäischer Kreditalternativen außerhalb des Bankensektors, wie z. B. der High-Yield-Markt, Business Development Companies und Privatplatzierungen, bedeutet auch, dass europäische Unternehmen weiterhin auf private Kredite angewiesen sein werden, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken. Solche Wachstumschancen bieten sich auch in den USA, wo in einer kürzlich durchgeführten Umfrage über die Absichten von Investoren 57% der Befragten angaben, dass sie ihren Anteil an Private Debt über Pensionsfonds wahrscheinlich erhöhen würden.
Für Private Debt-Unternehmen ist ein erfahrungsbasierter Investitionsansatz wichtig, der darauf beruht, wie frühere wirtschaftliche Verwerfungen bewältigt wurden. Manager mit einer zyklusübergreifenden Erfolgsbilanz werden in der Lage sein, Anlagemöglichkeiten zu analysieren und die richtigen Strategien bereitzuhalten, um Portfolios erfolgreich durch die Marktvolatilität zu navigieren. Unsere eigene Erfahrung lehrt uns beispielsweise, dass ein gewisser Druck auf die Betriebsgewinnspanne aufgrund höherer Kosten zwar unvermeidlich ist, dass aber nicht-zyklische Sektoren wie Gesundheitswesen, Technologie und Industriedienstleistungen in dieser Zeit wahrscheinlich besser abschneiden werden als der Einzelhandel und das Gastgewerbe.“