Globaler Wirtschaftszyklus vor Übergang in einen Abschwung
„Unserer Ansicht nach werden die Zentralbanken im ersten Halbjahr einen heiklen Tanz vollführen müssen bei dem Versuch, die Inflation zu senken und einen Abschwung zu vermeiden“, so Craig Burelle, Senior Analyst beim US-amerikanischen Investmenthaus Loomis Sayles. Der globale Wirtschaftszyklus scheint nach seiner Einschätzung von einer späten Expansion in einen Abschwung überzugehen. Eine deutliche Verschlechterung einiger wichtiger Fundamentaldaten, darunter die Aussichten für Unternehmenskredite, die Preissetzungsmacht und die Gewinnspannen, seien Anzeichen dafür. Erst wenn die Beschäftigung oder die Gewinne wieder ansteigen, sei der Übergang abgeschlossen. In diesem Umfeld dürfte die Volatilität an den Investmentmärkten insbesondere in den ersten zwei Quartalen hoch bleiben. In diesem Umfeld habe man eine vorsichtige, aber opportunistische Sicht auf Risikoanlagen, insbesondere im Unternehmenssektor, und werde nach Investitionen Ausschau halten, wenn eine Diskrepanz zwischen Marktwert und fairem Wert auftritt.
Burelle weiter: „Unserer Ansicht nach wird die Inflation weltweit erst dann unter Kontrolle sein, wenn sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt und die Arbeitsmärkte schwächeln. Die wirtschaftliche Öffnung Chinas ist ein neuer Joker, der die Rohstoffpreise wahrscheinlich in die Höhe treiben wird. Die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan überraschten die Märkte kürzlich mit einer restriktiven Haltung. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank im Februar 2023 eine Zinserhöhung vornehmen wird, doch könnte sie danach eine Pause einlegen, wenn die Inflation weiter sinkt. Wir bezweifeln, dass die Fed zu Zinssenkungen übergehen wird, solange sie nicht eine Rezession, anhaltende negative Inflationsüberraschungen und Anzeichen für eine Flaute auf dem Arbeitsmarkt sieht. Sollte ein Abschwung einsetzen, könnte eine übermäßige Inflation die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken einschränken. Wir rechnen nicht mit einer starken politischen Reaktion auf einen Abschwung, insbesondere wenn dieser Mitte 2023 einsetzt.
Wir werden in diesem Umfeld auch nach Gelegenheiten in Nicht-US-Dollar-Anlagen Ausschau halten, insbesondere wenn die Fed ihren schnellen Straffungszyklus unterbricht. Eine Pause würde den Aufwärtsdruck auf den US-Dollar verringern, vor allem wenn andere Zentralbanken der Industrieländer ihre Zinserhöhungszyklen fortsetzen.“
Den vollständigen Ausblick für das Jahr 2023 finden Sie hier im englischen Original.
Von Craig Burelle, Senior Analyst bei Loomis Sayles