Nach Abflüssen von 83 Mrd. US-Dollar im vergangenen Jahr, ist Europa nun zurück in den Allokationen der Asset Manager: Mit 3,4 Mrd. US-Dollar, die in europäische Aktien investiert wurden, war die vergangene Woche die produktivste Woche seit Beginn des Ukrainekriegs. Das veranlasst Thomas Planell, Portfoliomanager bei der zu Natixis IM gehörenden Investmentgesellschaft DNCA, zu der Frage, ob die europäischen Aktienmärkte in eine strukturelle Phase der Outperformance eintreten könnten, oder ob die stärkste Outperformance der europäischen Indizes gegenüber den US-Aktien seit 2008 nur dem milden Wetter (und entsprechend sinkenden Energiepreise) geschuldet sei. Eine gewisse Wachsamkeit hält er weiterhin für angebracht, sieht aber auch abseits der Temperaturen einige Faktoren, die die starke Entwicklung europäischer Aktien rechtfertigen.
Planell: „Angesichts einer positiveren Marktstimmung, eines Anstiegs der Aktien um 12% seit Jahresbeginn und einer Bewertung, die wieder über dem historischen Durchschnitt liegt (12,9x der Gewinne der nächsten zwölf Monate für den Eurostoxx 50), stellt sich die Frage, ob die Gewinnerwartungen für 2023 zu zaghaft sind, oder ob man doch vorsichtig bleiben sollte?
Die Q4-Ergebnisse werden ex-post nur einen begrenzten Ausblick auf die Zukunft bieten. Bei den 12% der Unternehmen im Stoxx Europe 600, die ihre Ergebnisse für das vierte Quartal bereits veröffentlicht haben, sind die Gewinne je Aktie jedoch im Allgemeinen schwächer als erwartet: Sie liegen im Durchschnitt 8% unter den Erwartungen der Analysten. Die positive Börsenreaktion einiger zyklischer Werte, deren Ergebnisse weiterhin unter Druck stehen, deutet jedoch darauf hin, dass die Risikofreude der Anleger aus dem Winterschlaf erwacht. Da die Energiekosten sinken, sind sie weniger zurückhaltend bei der Rückkehr zu europäischen Industrieunternehmen, die von dem historisch niedrigen Euro für Exporte profitieren können.“
Michael Jäger, Senior Sales Director bei Natixis IM, fügt hinzu: „Ein Bewertungsunterschied von etwa 30% zu den US-Aktien (S&P), die nur halb so empfindlich auf China reagieren (4% des Umsatzes gegenüber 8% in Europa), ist eine zusätzliche Unterstützung für europäische Aktien. Da die Nettozuflüsse seit dem Krieg nur eine Woche lang positiv waren, ist weiteres Umschichtungspotenzial vorhanden.“