Im Vorfeld der bevorstehenden Zentralbanksitzungen (am kommenden Mittwoch tagt die Fed und am Donnerstag die EZB) zeigt sich Mabrouk Chetouane, Head of Global Market Strategy bei Natixis Investment Managers, skeptisch, ob der Konsens der Analysten die Inflationsraten sowohl in den USA als auch in Europa nicht zu optimistisch einschätzt. Die Analysten von Natixis IM rechnen für dieses Jahr mit einer Preissteigerung in den USA von 4,4 Prozent und in der Eurozone von 5,9 Prozent, während der Konsens nur mit 4,1 Prozent (USA) und 5,6 Prozent (Eurozone; jeweils Headline Inflation) rechnet (siehe Tabelle S.3 in folgendem PDF-Dokument)
Chetouane: „Zwar wird sich der Disinflationstrend fortsetzen, aber wir können nicht ausschließen, dass sich das Lohn- und Inflationswachstum im Vergleich zu den letzten 20 Jahren auf einem höheren Niveau stabilisieren wird. In der Eurozone haben die Tarifverhandlungen zu einem Gesamtlohnanstieg von 4,7 Prozent für dieses Jahr geführt, und dies spielt eine starke Rolle bei der Kerninflation. Entsprechende Posten trugen vor der Pandemie nur etwa 0,5 Prozentpunkte zur Kerninflation bei, dieser Beitrag hat sich in den letzten Monaten mehr als verdoppelt. Aber auf längere Sicht glauben wir aber, dass die Abschwächung der Nachfrage den Lohnforderungen zugrundeliegenden Inflationsdruck sowie die Nachfrage nach Arbeitskräften bremsen wird (siehe Grafik S.5).
Insgesamt gehen wir davon aus, dass die EZB die Zinssätze noch einige Sitzungen lang anheben wird. Wir erwarten jedoch nicht, dass sie das Tempo ihres Quantitative Tightening-Programms über das zweite Quartal hinaus anziehen wird – vor allem nicht wegen der jüngsten Verwerfungen im Bankenbereich.
In den USA waren die Markterwartungen für die zukünftige Entwicklung der Fed Funds Rate in diesem Jahr bemerkenswert volatil. Diese Dynamik spiegelt eindeutig den äußerst volatilen makroökonomischen Zyklus wider, den wir derzeit erleben und der weiterhin von einer Reihe exogener Schocks beeinflusst wird, die mit der Pandemie Anfang 2020 begannen.
Die Erwartungen an die Leitzinsen sind von einem Höchststand nördlich von 5,25 % und keinen Zinssenkungen im Jahr 2023 (vor den Turbulenzen im Bankensektor) zu Zinssenkungen in Höhe von 75 Basispunkten (während der Turbulenzen) übergegangen, um jetzt wieder eine Zinserhöhung im Mai von erneut +25 Basispunkte einzupreisen. Da die Wirtschaftsdaten weiterhin besser ausfallen als erwartet, wird sich die Fed jedoch immer schwerer tun, die Zinserhöhungen auszusetzen geschweige denn, die die Zinsen zu senken.
Von Mabrouk Chetouane, Head of Global Market Strategy bei Natixis Investment Managers
Die vollständige Einschätzung der Analysten des globalen Asset Managers Natixis IM und die dazugehörigen Charts finden Sie hier.