Botte: „Aber schon im Juli könnte eine weitere Zinserhöhung auf der Tagesordnung stehen. Die jüngste Kehrtwende der RBA oder der BoC – beide hoben die Zinssätze entgegen den Markterwartungen an – zeigt uns, dass eine Pause nicht unbedingt eine bevorstehende Zinssenkung ankündigt. Der Rückgang der Inflation ist kein ausreichendes Argument, um einen Lockerungszyklus einzuleiten, zumal die Gefahr einer Rezession zurückgeht und sich der Wohnungsbau, ein besonders zinsempfindlicher Sektor, erholt.
So scheinen Hedgefonds nach den Überraschungen in Australien und Kanada nicht auszuschließen, dass die Geldpolitik noch einmal gestrafft wird; sie halten 3,75 Prozent für 10jährige Anleihen auf lange Sicht offensichtlich für ein akzeptables Renditeniveau, sind aber am Terminmarkt short positioniert.
Die EZB wird die Zinssätze wahrscheinlich zweimal anheben, und dann wird der größte Teil der geldpolitischen Straffung aus dem Abbau der Überschussliquidität kommen. Die TLTRO-Rückzahlungen werden Ende Juni beträchtlich sein (477 Mrd. EUR), und der Bilanzabbau wird sich in der zweiten Jahreshälfte 2018 auf 148 Mrd. EUR belaufen.
Die Märkte scheinen das Szenario eines lange anhaltenden Preisdrucks auszuschließen; die 10jährigen Inflationsswaps in den Vereinigten Staaten und Europa haben sich bei 2,5 Prozent stabilisiert. Die Inversion der Renditekurve setzt sich fort und könnte durch die bevorstehende Emission von Schatzanweisungen und eine wahrscheinliche Verlängerung der Laufzeit von Staatsanleihen in der zweiten Jahreshälfte noch verstärkt werden.
Michael Jäger, Senior Sales Director bei Natixis IM, ergänzt: "Für die Aktienmärkte war der Wiederanstieg der langlaufenden Anleiherenditen kaum ein Hindernis. Zwar dominieren nach wie vor die Technologiewerte den Markt, aber Small-Cap-Werte holen auf. Die Eindeckung von Leerverkäufen verhalf dem Russell 2000-Index in der vergangenen Woche zu einem Anstieg von 6 Prozent.“
Das vollständige „MyStratWeekly“ finden Sie hier im englischen Original. Im Thema der Woche untersuchen die Analysten der Natixis-Tochter den Stand des amerikanischen Bankensektors – zwei Monate nach der Pleite der SVB.