„Wir erwarten in den kommenden Monaten eine weitere Deflation bei Waren, insbesondere bei Neu- und Gebrauchtwagen. Während der Großteil des Anstiegs der Kerninflation im April auf die üblichen Verursacher zurückzuführen ist - Unterkünfte, Kfz-Versicherungskosten und Kosten für medizinische Dienstleistungen - haben wir eine gewisse Verlangsamung bei den Mieten für Unterkünfte und den Mieten für Eigentümeräquivalente festgestellt. Wir werden diese Komponenten im Auge behalten, da diese beiden Posten mehr als 40 % des Kern-VPI ausmachen. Die nicht saisonbereinigten Daten für diese beiden Komponenten haben sich in letzter Zeit weiter abgeschwächt, während die saisonbereinigten Daten stabil geblieben sind. Wenn die saisonbereinigten Zahlen endlich zu den nicht saisonbereinigten aufschließen werden, dürfte die Verlangsamung bei diesen „klebrigeren“ Komponenten sehr dazu beitragen, dass die Fed genügend Vertrauen gewinnt, dass sich die Inflation dauerhaft auf das Ziel zubewegt.
Was die Fed angeht, so ist die Juni-Sitzung insofern einzigartig, als der Offenmarktausschuss sein berüchtigtes „Dotplot“ (korrekt: Summary of Economic Projections) veröffentlichen wird. Es wird keine Änderung des Leitzinses erwartet, so dass alle Augen auf das Dotplot gerichtet sein werden, da die Anleger versuchen werden, Erkenntnisse über den künftigen Zinspfad zu gewinnen. Insgesamt ist es wahrscheinlich, dass der Medianwert für 2024 bis zum Jahresende nur zwei Zinssenkungen widerspiegelt, wobei das Risiko einer Verschiebung auf nur einen Punkt besteht, je nach Verteilung der Schätzungen der FOMC-Mitglieder. Eine Verschiebung des Dotplot hin zu zwei Zinssenkungen würde lediglich eine Annäherung an die Markteinschätzung bedeuten, während ein Dotplot, der nur eine Zinssenkung anzeigt, die Gefahr birgt, die Märkte im Vergleich zu den aktuellen Konsenserwartungen zu überrumpeln.
Wir warnen davor, einen solchen Schritt falsch zu interpretieren, da vieles davon eher mechanischer Natur ist als eine echte Veränderung der Aussichten oder der Reaktionsfunktion der Fed. Die Summary of Economic Projections ist nach wie vor eher ein Informationsinstrument als eine explizite Prognose der Politik. Wie immer haben die Daten das Sagen. Es ist zu erwarten, dass die Fed weiterhin vorsichtig bleibt und die Datenabhängigkeit sowie die Notwendigkeit weiterer Beweise für einen intakten Disinflationstrend betont, damit sie die Zuversicht bekommt, die Zinssätze weiter zu lockern. Damit bleibt eine Zinssenkung im September fest auf dem Tisch. Solange die Daten mitspielen.“
Von Jack Janasiewicz, Portfolio Manager und Lead Portfolio Strategist bei Natixis Investment Managers