Botte: „Weltweit zielt die aktuelle Fiskal- und Geldpolitik auf eine Ankurbelung der Wirtschaft ab. Auf die „Reflation“ zu setzen, könnte demnach das nächste große Thema sein, das die Finanzmärkte prägt. Wir geben jedoch zu bedenken, dass sich – im Gegenteil – die Ursachen für die Inflation verstärken könnten, namentlich die Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt und die expansive wirtschaftspolitische Ausrichtung in den USA und China. Auch Handelssanktionen und Zölle, die die Warenströme behindern, sowie die Belastung von Lieferketten durch geopolitische Konflikte werden es schwieriger machen, der Inflation den Garaus zu machen, als die Zentralbanker glauben wollen. Eine weitere und stärkere Lockerung der Geldpolitik könnte sich als unangebracht erweisen.
Die Folgen für die Finanzmärkte können komplex sein. Der Vorstoß zu mehr Wachstum in China könnte in erster Linie chinesischen Aktien zugutekommen und spielt dem chinesischen Verbraucher in die Hände. Zu dieser Gruppe gehören eine Reihe europäischer Aktien aus dem Luxus- und Nicht-Basiskonsumgütersektor. Doch der stärkere Wettbewerb durch chinesische Unternehmen und die potenziell asymmetrischen Auswirkungen von Zöllen auf die Unternehmensgewinne lassen Raum für Enttäuschungen. Eine Zeit lang werden die Märkte den chinesischen Behörden vielleicht einen Vertrauensvorschuss geben, doch die Abwärtsrisiken könnten erheblich sein.
Der US-Aktienmarkt wird sich aufgrund der höheren Produktivität und der anhaltenden Aktienrückkäufe weiterhin überdurchschnittlich entwickeln. Der US-amerikanische Sonderfall wird die globalen Aktienkurse weiter in die Höhe treiben, bis die Bewertungsmultiplikatoren nicht mehr mit der zugrunde liegenden Rentabilität übereinstimmen. Darüber hinaus werden die Zölle die Probleme der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt nur verschärfen und die Lohnforderungen erhöhen. Die Arbeitnehmer werden versuchen, Kaufkraftverluste auszugleichen und sich der Ersetzung von Arbeitskräften durch Kapital zu widersetzen, selbst in Regionen, in denen die Produktivitätssteigerungen nur langsam voranschreiten.“
Kevin Dunzel, Senior Sales Director, Natixis Investment Managers ergänzt: „Irgendetwas muss nachgeben. Und es spricht einiges dafür, dass es die Gewinnmargen der Unternehmen sein werden.“