Ob nicht die Fed ihre im letzten Jahr beschleunigte Lockerungspolitik bereits bedauere, räsoniert Axel Botte, Chefstratege des französischen Investmenthauses Ostrum AM, in seinem aktuellen MyStratWeekly. Zwar habe Fed-Präsident Jerome Powell vor dem Kongress bekräftigt, dass die Inflation weiterhin im Mittelpunkt stehe. An den Märkten jedoch scheine der Anstieg der Inflation in den USA auf 3 Prozent im Januar abzuperlen wie von einer Teflonschicht: Bereits am Tag nach der Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex CPI hätten sie den unmittelbaren Rückgang bei Aktien und Staatsanleihen wieder korrigiert.
Botte: „Die 10-jährigen Treasuries erreichten zwar nach der Veröffentlichung des US-Verbraucherpreisindex kurzzeitig 4,65 Prozent, schlossen nach dem deutlichen Rückgang der Einzelhandelsumsätze aber gleich wieder unter 4,50 Prozent. Auch die langfristigen Breakeven-Zinsen haben auf den Inflationsanstieg nur unzureichend reagiert. Den unerwarteten Preisanstieg erklären steigende Lebensmittelpreise, Transportkosten und erhebliche saisonale Preisschwankungen im Januar. Die Erzeugerpreise (+3,4 Prozent) spiegeln einen ähnlichen Inflationsdruck wider. Die für 2025 erwartete Disinflation scheint auszubleiben.
Diese widersprüchlichen Signale erschweren die Situation für die Fed. Ein deutlicher Anstieg der physischen Goldlieferungen deutet jedoch auf eine gewisse Vorsicht, wenn nicht gar auf Misstrauen der Zentralbanken gegenüber Staatsanleihen hin. Ihre Nettokäufe im vierten Quartal 2024 erreichten ein 10-Jahres-Hoch. Seit dem Einfrieren russischer Vermögenswerte aufgrund des Krieges in der Ukraine haben die Zentralbanken in Schwellenländern, insbesondere die PBoC, ihre internationalen Reserven auf Kosten des Dollars (Staatsanleihen) in Richtung Gold diversifiziert, dessen Anteil an den Devisenreserven im dritten Quartal auf 57,4 Prozent fiel, den niedrigsten Stand seit 1994. Die chinesischen Behörden planen außerdem, die Vorschriften für Versicherer zu lockern, indem sie ihnen erlauben, 1 Prozent ihres Gesamtvermögens in Gold zu investieren. Dies hängt mit ihren Schwierigkeiten zusammen, ihre Renditeziele zu erreichen, da es an mittel- bis langfristigen Vermögenswerten mit stabilen Renditen mangelt.“
Kevin Dunzel, Senior Sales Director, Natixis Investment Managers ergänzt: „Diese Ankündigung dürfte die Erholung des Edelmetalls weiter ankurbeln.“
Lesen Sie hier das vollständige MyStratWeekly. Im Thema der Woche verargumentiert die Tochtergesellschaft von Natixis IM die Notwendigkeit, die deutsche Schuldenbremse zu lockern: „Die chronische Unterinvestition belastet die Produktivität und das Wachstum Deutschlands und anderer Länder der Eurozone. Öffentliche Investitionen sind unerlässlich, um private Investitionen anzuregen und Produktivitätsgewinne zu erzielen, die immer wichtiger werden, da Deutschland in den kommenden Jahren einen rapiden Rückgang der Wachstumsrate seiner Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter erleben wird.“