EZB sollte Leitzins bis 2 Prozent senken: "Keine Angst vor Decoupling und Euro-Abertung"

Natixis Investment Managers | 07.03.2025 09:22 Uhr
Francois Collet, Deputy-CIO für festverzinsliche Wertpapiere bei DNCA / © e-fundresearch.com / Natixis Investment Managers
Francois Collet, Deputy-CIO für festverzinsliche Wertpapiere bei DNCA / © e-fundresearch.com / Natixis Investment Managers

Die EZB sollte sich durch eine zunehmende Abkopplung von der Geldpolitik der US-Notenbank Fed nicht von ihrem Zinssenkungspfad abbringen lassen, kommentiert Francois Collet, Deputy CIO und Portfoliomanager bei der Natixis-Tochter DNCA Investments, die aktuelle Zinsentscheidung. Erst mit einem Leitzins von 2 Prozent sei der neutrale Satz für die Eurozone erreicht. Auch eine aus dem aktuellen „Decoupling“ resultierende Abwertung des Euro hält er für nicht problematisch.

Collet: „Im Gegenteil; das ist eigentlich eine gute Nachricht. Wir müssen zwischen der Inflation bei den Dienstleistungen, die im Wesentlichen inländisch ist und mit der Lohnentwicklung zusammenhängt, und der Inflation bei den Konsumgütern, die größtenteils importiert wird und sehr niedrig ist, unterscheiden. Die Abwertung des Euro könnte in der Tat die Warenpreise in die Höhe treiben, aber ihr Anstieg liegt weitgehend unter 2%.

Sicherlich hat der Euro in den letzten Quartalen an Wert verloren, aber er liegt immer noch 20% über seinem Stand zu Beginn des Jahrhunderts. Ich glaube, die EZB könnte Argumente dafür finden, dass die Abwertung des Euro, sollte sie sich fortsetzen, ihr mittelfristiges Inflationsszenario nicht in Frage stellt. Wir können uns nicht auf unsere Produktivitätsgewinne verlassen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone zu verbessern.“

Außerdem erwartet Collet, dass sich das Wachstum der US-Wirtschaft abschwächen werde, und am Ende die Fed ihre Leitzinsen stärker senken werde, als der Markt jetzt erwartet. Schließlich hätten gerade die 16 Millionen Einwanderer in den letzten Jahren die US-Wirtschaft geprägt. Diese Unterstützung werde durch die von US-Präsident Trump verfügte Änderung der Einwanderungspolitik entfallen. Aber das noch größere Wachstumshemmnis sieht der Anleihenexperte in der Trump´schen Zollpolitik.

Collet: "Das Land, das am meisten von den Zollschranken betroffen sein wird, sind die USA. Denn die Trump´sche Zollpolitik wirkt asymmetrisch: Auf die USA entfallen etwa 20% des weltweiten BIP. Sie werden unvermeidlich mit Vergeltungsmaßnahmen konfrontiert sein, die von 100% der Länder, mit denen sie Handel treiben, verhängt werden, während diese Länder nur mit einer Erhöhung der Zollschranken durch einen einzigen Handelspartner konfrontiert sein werden: die USA. Über der amerikanischen Wirtschaft schwebt jetzt ein Damoklesschwert.“

Von Francois Collet, Deputy-CIO für festverzinsliche Wertpapiere bei DNCA

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