Politische Unsicherheit: US-Wirtschaft im Stresstest

Natixis Investment Managers | 24.03.2025 13:40 Uhr
Pierre Pincemaille, Portfoliomanager, DNCA Invest / © e-fundresearch.com / DNCA Invest
Pierre Pincemaille, Portfoliomanager, DNCA Invest / © e-fundresearch.com / DNCA Invest

Symbolträchtiger hätte das Ende der Nachwahl-Euphorie kaum ausfallen können: Die Marktkapitalisierung von Tesla ist in diesem Jahr um 40% gefallen und liegt damit wieder unter der Marke von 1.000 Milliarden US-Dollar – ein Rückgang von 50% gegenüber dem Hoch vom 18. Dezember vergangenen Jahres. Verantwortlich sind enttäuschende Verkaufszahlen in China (minus 13% in den ersten beiden Monaten) und in Europa (minus 43%), die entgegen der allgemeinen Markttendenz verlaufen.

Jenseits dieses Einzelfalls steht der US-Exzeptionalismus, also die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft, auf dem Prüfstand. Diese lässt sich bislang vor allem durch den besonderen Policy-Mix erklären: Während die Fiskalpolitik expansiv geblieben ist, hat die US-Notenbank ihre Leitzinsen bereits um 100 Basispunkte gesenkt. Unklar bleibt allerdings, ob die beobachteten Produktivitätsgewinne eher zyklischer Natur sind oder strukturell durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz bedingt.

Wachstum kühlt ab – Markt sendet Warnsignale

Obwohl die Wachstumsprognosen für 2024 laufend angehoben wurden, zeigt sich zum Jahresbeginn ein anderes Bild. Eine Serie enttäuschender Konjunkturdaten – darunter Einzelhandelsumsätze, Verbrauchervertrauen und Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe – hat den Economic Surprise Index in negatives Terrain gedrückt. Wie der bekannte Investor Stan Druckenmiller sagte: „Der beste Ökonom, den ich je kennengelernt habe, war der Aktienmarkt selbst.“ Tatsächlich haben zyklische US-Aktien seit Jahresbeginn gegenüber defensiven Titeln rund 18% verloren.

Sparprogramm unter Musk verstärkt Unsicherheit

Die unter Elon Musk angestoßene Sparpolitik beim neu geschaffenen Department of Government Efficiency (DOGE), mit dem Ziel einer deutlichen Verkleinerung der öffentlichen Verwaltung, trägt zusätzlich zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei. Dabei ist bemerkenswert, dass Musk laut Washington Post selbst massiv von staatlicher Unterstützung profitierte – insgesamt 38 Milliarden US-Dollar für Tesla und SpaceX. Jenseits dieses Widerspruchs stellen sich grundsätzliche Fragen zur Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik in den USA: Beginnt das Ende der Ära fiskalischer Großzügigkeit just in dem Moment, in dem die US-Notenbank zunehmend die potenziellen Auswirkungen neuer Handels- und Migrationspolitiken bewertet?

Zinswende in Frage – Trump-Put als letzter Anker

Lange galt als wahrscheinlich, dass die Fed angesichts anhaltend hoher Inflation (CPI bei 2,8% im Februar) sogar wieder über Zinserhöhungen nachdenken könnte. Doch die Marktentwicklung spricht eine andere Sprache: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist seit dem 14. Januar um 60 Basispunkte auf 4,2% gefallen. Mancherorts wird bereits über ein mögliches neues „Zinsrätsel“ gesprochen – ein Phänomen, das einst Alan Greenspan beschrieb. Vieles deutet darauf hin, dass die schwachen Wirtschaftsdaten die Markterwartungen gedreht haben: Der Konsens rechnet nun mit drei Zinssenkungen bis Jahresende.

In diesem Umfeld ruht die Hoffnung vieler Anleger auf dem sogenannten Trump-Put. Während seiner ersten Amtszeit reagierte Donald Trump regelmäßig auf Marktschwankungen und passte seine Rhetorik entsprechend an. Derzeit jedoch erscheint das Weiße Haus ideologischer als pragmatisch. Ob es sich dabei um eine bewusste Inszenierung handelt, bleibt offen. Die jüngsten Äußerungen des Präsidenten deuten allerdings eher auf Distanz zum Kapitalmarkt hin: „Ich schaue nicht einmal auf den Markt, denn langfristig wird Amerika sehr stark dastehen“, sagte Trump in einem Interview mit Fox News. Die aktuelle Phase bezeichnete er als „Übergangszeit“, mit dem Ziel, „Wohlstand nach Amerika zurückzuholen“. Jam tomorrow – wie es im Englischen heißt.

Wall Street verliert an Bedeutung – Anleger ziehen Konsequenzen

US-Finanzminister Scott Bessent betonte zuletzt, die neue Administration konzentriere sich nicht auf Wall Street, sondern auf Main Street – auf kleinere Unternehmen und die breite Bevölkerung. Doch auch hier trübt sich das Stimmungsbild ein. Die Indizes für das Verbrauchervertrauen (Conference Board und University of Michigan) sowie der NFIB-Stimmungsindex kleiner Unternehmen sind zuletzt merklich gefallen.

In der institutionellen Kapitalallokation spiegelt sich diese Unsicherheit deutlich wider. Laut aktueller Umfrage der Bank of America verzeichnen US-Aktien einen historischen Kapitalabfluss. Auch das Sentiment unter Privatanlegern ist angeschlagen: Der Bull/Bear-Ratio der American Association of Individual Investors (AAII) fiel jüngst auf 0,3 – ein Niveau, das zuletzt während der globalen Finanzkrise 2009 erreicht wurde.

Von Pierre Pincemaille, Portfoliomanager, DNCA Invest

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