In den vergangenen Jahren profitierten Anleger mit US-Aktienengagements besonders stark – nicht zuletzt dank der überragenden Kursentwicklung einiger weniger Technologieriesen. 2024 vereinten die „Magnificent Seven“ rund 30 % der Marktkapitalisierung des S&P 500 auf sich. Doch diese Marktkonzentration hat sich als brüchig erwiesen. Bereits die Ankündigung neuer US-Zölle durch Donald Trump brachte die Börsen zum Beben und ließ die zuvor hoch bewerteten Titel einbrechen.
Zudem deuteten erste Anzeichen eines technologischen Umbruchs auf neue Konkurrenz – etwa durch Anbieter wie DeepSeek im Bereich künstlicher Intelligenz. Der eskalierende Handelskonflikt verstärkte die Unsicherheit, vor einem ohnehin angespannten geopolitischen Hintergrund. Die Folge: ein toxischer Mix aus wachsender Volatilität und bröckelndem Anlegervertrauen.
Vor diesem Hintergrund erscheinen Bonds auf den ersten Blick als sicherer Hafen. Doch Vorsicht: Nicht jeder Bond schützt vor Turbulenzen. Wer heute auf diese Assetklasse zur Diversifikation setzt, muss deutlich genauer hinsehen als früher.
Inflation, Zinsen, Risiken: Die Spielregeln haben sich verändert
Früher war das Prinzip einfach: Fielen die Zinsen, stiegen die Kurse – Bonds dienten als verlässlicher Puffer im Portfolio. Doch mit dem Comeback der Inflation hat sich das Marktgefüge grundlegend verändert. Steigende Leitzinsen, geopolitische Spannungen, Klimarisiken und demografische Verschiebungen haben das traditionelle Rollenverständnis von Staatsbonds infrage gestellt.
Gleichzeitig geraten die Aktienmärkte unter Druck: Der Nasdaq verlor zwischen Januar und Anfang April 21 %, der S&P 500 lag am 11. April mit -9 % im Minus. Bonds, lange als natürliche Schutzkomponente wahrgenommen, funktionieren nicht mehr automatisch als Absicherung. 2022 war sogar das schwächste Jahr für Bonds seit über einem Jahrhundert. Und die anhaltenden Renditeschwankungen bei US-Staatsbonds verunsichern Anleger weltweit.
Neue Realitäten erfordern neue Strategien
In diesem Umfeld ist ein Umdenken gefragt. Die Renditen vieler Bonds wirken auf den ersten Blick attraktiv – doch wer hier passiv investiert, läuft Gefahr, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Gefragt sind heute aktiv gemanagte Strategien, die gezielt auf Qualitätstitel, flexible Duration und niedrige Volatilität setzen. Richtig umgesetzt, kann das Bondportfolio wieder zum Renditetreiber werden – selbst in schwierigen Marktphasen.
2024 erreichten die Mittelzuflüsse in Bondfonds ein Rekordniveau von 600 Milliarden Dollar, getrieben von rückläufiger Inflation und steigender Renditeerwartung. Doch die Zentralbanken bleiben vorsichtig, und Anfang 2025 ist die geldpolitische Ausrichtung weiterhin unklar. Eine weitere Eskalation im Handelskonflikt könnte zwar zu einer Kehrtwende führen – gleichzeitig bleibt die Gefahr einer Stagflation bestehen.
Bonds neu denken: Vom Puffer zum strategischen Hebel
Die positive Korrelation zwischen Aktien und Bonds könnte anhalten – und damit die Rolle der Bonds als Stabilisator weiter untergraben. Passive Strategien bieten in diesem Kontext weder Schutz noch Flexibilität. Wer aktiv managt, kann dagegen gezielt Chancen nutzen und sich dynamisch an neue Marktregime anpassen.
Ein sinnvoll strukturiertes Bondportfolio – etwa auf Basis von Staatsbonds, ergänzt durch gezielte Alphaquellen – kann über verschiedene Marktphasen hinweg attraktiver abschneiden als rein geldmarktnahe Anlagen. Entscheidend ist, die Volatilität über den gesamten Zyklus hinweg aktiv zu steuern. Auch wenn das in Aufschwungphasen etwas Performance kostet, schützt es in Stressphasen deutlich besser das Kapital.
Gerade liquide Strategien haben in der Vergangenheit ihre Stärke bei Marktverwerfungen bewiesen – zuletzt während der Corona-Krise. Um ihrer Rolle im Portfolio gerecht zu werden, müssen Bonds heute nicht nur unabhängig von Aktien agieren, sondern auch von anderen Bondsegmenten entkoppelt sein.
Aktives Management erlaubt eine echte Risikostreuung – während passive Lösungen meist auf ein statisches Marktexposure beschränkt bleiben.
Deshalb setzen immer mehr Investoren weltweit auf flexible und liquide Bondstrategien. Für viele, deren Aktienportfolios zuletzt stark gelitten haben, ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen: Bonds verdienen wieder einen strategischen Platz im Portfolio – aber nur, wenn sie aktiv gemanagt werden.
Von Daniel Claringbull, Global Products Manager, DNCA